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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 66
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Martin Frenk

schätzen, die ihnen das neue Fortbewegungsmittel bot. Denn das Fahrrad
stellte nicht nur neue körperliche und geistige Anforderungen, sondern mit
ihm konnte die nähere und auch die weitere Umgebung selbstständig erschlossen
werden. Es wurden Wanderfahrten organisiert bei denen jung
und alt gemeinsam und fröhlich plaudernd landschaftlich reizvolle Ziele
ansteuerten. Dort wurden dann die mitgenommenen Thermosflaschen,
Butterbrote, Salate und Würstchen ausgepackt und ein Picknick veranstaltet
. Hieraus entwickelten sich schon recht früh Rennen, die auch über längere
Entfernungen durchgeführt wurden. Allerdings hatten sie nicht ausschließlich
den Charakter eines harten Konkurrenz- bzw. Wettkampfes,
sondern das Erlebnis stand dabei im Mittelpunkt.

Erst nachdem der Engländer Thomas Shergold 1878 ein Sicherheitsfahrrad
mit zwei gleich großen Rädern und Hinterradantrieb gebaut hatte,
rückte der Wettkampfgedanke in den Mittelpunkt des sportlichen Geschehens
. Obwohl bereits im selben Jahr das erste Schweizer Radrennen von
Genf nach Rolle über 67 Kilometer stattfand, trugen jedoch die 1891
durchgeführten Fernfahrten „Bordeaux-Paris" über 572 km und „Paris-
Brest-Paris" über 1200 km, die jeweils in einem Stück zu fahren waren
wesentlich zum Aufschwung des Straßenradsports bei. 1878 wurden bei
den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit zum ersten Mal Fahrradwettbewerbe
ausgeschrieben. Aus jener Zeit sind unter anderem auch die heute
als internationale Klassiker bezeichnete „Lombardei-Rundfahrt" (1905)
oder die Distanzfahrt „Mailand-San Remo" (1907) erhalten geblieben.
Und so wie überall in Europa ging die Entwicklung des Radsports auch in
Deutschland rasant voran. Bereits um 1905 war Deutschland das führende
Radsportland bezogen auf den Bahnradsport. Im Straßenrennsport konnte
Deutschland allerdings den Anschluss nicht halten. Denn im Gegensatz zu
Frankreich verlagerte sich in den nächsten Jahren das Interesse der deutschen
„Velicipedisten", wie die Radfahrer in jener Zeit genannt wurden,
einseitig zugunsten der Bahn. Nicht ganz unschuldig am Niedergang des
Straßenradsports war das damalige Verbändewirrwar in Deutschland. Dadurch
wurden beispielsweise diverse Erfolge nicht anerkannt, da der ausrichtende
Verein nicht dem entsprechenden Verband angehörte und anderes
mehr. Die Folge war, dass sich für die Fahrradindustrie ein Engagement
wenig lohnte. Erst ab dem Jahre 1910 schien die Popularität wieder beachtlich
gewesen zu sein. Die „Rad-Welt", das in jener Zeit erscheinende
Fachjournal, widmete in ihrem Sportalbum den Straßenfahrern wieder einige
Seiten und sprach auch von einer beginnenden Renaissance des Straßenradsports
in Deutschland. Deutsche Radklassiker aus jener Zeit sind
unter anderem die Straßenrennen „Rund um die Hainleite" (seit 1907) und
„Rund um Köln". Zwei Jahre später zählt das Radsportfachblatt unter der
Rubrik „Die wichtigsten Straßenrennen in Deutschland" bereits wieder 47
Renn Veranstaltungen auf. Das Straßenrennen, so schien es, könnte sich im


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