Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 104
(PDF, 101 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2009/0104
104

Christel Seidensticker

Die Kunst zu schwimmen ist gewiß eine der nöthigsten und nützlichsten
; denn die meisten Menschen verunglücken im Wasser aus Mangel
derselben.1

Es ging also darum, sich „lebend auf dem Wasser zu erhalten". Zwei Jahre
später wurde das in einem Supplementband noch deutlicher. Dem sonst
wortgleichen Text wurde hinzugefügt:

Diejenigen, welche nicht schwimmen können, binden sich einige mit
Luft angefüllte Blasen um den Leib, oder ziehen Schwimmkleider an,
die mit Kork gefüttert sind, ehe sie sich dem Wasser anvertrauen.
Hiehin gehört auch der von Franz Kessler erfundene Schwimmgürtel
oder Luftgürtel, ein lederner mit Luft angefüllter Gürtel, der um
den Leib gelegt wird. Dergleichen Hülfsmittel sind zwar zureichend,
können aber dennoch, wenn man nicht geschickt genug ist, sich
selbst zu helfen, nicht verhindern, dass man nicht zuweilen im Wasser
umschlage, mit dem Kopf unter dasselbe komme und ertrinkt.
Daher ist die Kunst zu schwimmen gewiß eine der nützlichsten; denn
die meisten ertrinken im Wasser aus Mangel derselben und aus Bestürzung
?

Im Folgenden möchte ich an einigen Zeugnissen aus Lahr illustrieren, wie
sich die Geschichte des Schwimmens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts
vor Ort darstellt.3 Schauplatz aller gelungenen und misslungenen
Schwimmversuche war die Schutter, die vom Gaisberg im Schwarzwald
kommend damals offen durch Lahr floss, bis sie sich durch die Rheinebene
schlängelnd bei Kehl in die Kinzig mündete. Ihr Wasser wurde hier vor
allem von den zahlreichen Gerbern genutzt, was mit entsprechenden
Verunreinigungen und üblen Gerüchen einherging. Heute ist die Schutter
innerhalb des Stadtgebiets weitgehend überbaut.

Im August 1808 schrieb der fünfzehnjährige Karl Geiger, Sohn des Buchdruckers
Geiger in Lahr, einen Brief an seinen älteren Bruder, der kurz zuvor
bei Cotta in Tübingen eine Buchhändler lehre begonnen hatte.

Den Unglücksfall, den Du mir erzählst, las ich sehr ungern und mit
schwerem Herzen, aber Du wirst mit schwerem Herzen inliegendes
Blatt durchlesen. Übrigens bemerke ich Dir, daß Deine Vermutungen
wegen der Mutter in Rücksicht des Badens ganz eintrafen, und Du
wörtlich alles widerlegtest, was mir die Mutter gerade bei Erbre-
chung des Briefes sagte, daß ich Dir sogleich schreiben solle. Da
muß ich Dir noch sagen, daß ich ein wenig glücklich im Schwimmen
bin, und bereits 15 Schritte weit schwimmen kann. Heute ist Setzer
Trübner hier. Er will wirklich eine Krämerstochter in Basel heiraten


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2009/0104