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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 120
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Ingrid Hahn

Im Jahre 1922 musste sich der Renn verein finanziell neu orientieren.
Die Gerätschaften, die Tribünen und der technische Apparat mussten neu
beschafft werden. Auch in der nachfolgenden Zeit mussten viele Hindernisse
überwunden werden. Auf dem Rennplatz verschwand der Glanz der
Uniformen und damit die besondere Note. Die Offiziersrennen mussten
aus dem Programm gestrichen werden. Dank der Geldgeber konnte die
Krise überwunden und der Fortbestand des R.V.W, gesichert werden.

Mit neuen Ideen und Gedanken ging der Rennverein einer neuen Glanz-
und Blütezeit entgegen. So fanden bereits im Jahr 1922 neben den bekannten
landwirtschaftlichen Rennen auch verschiedene Fahrprüfungen statt.

Ein prachtvoller Trachtenumzug war ein besonderer Programmpunkt
des Pferderennens. Ein bunter Wagenkorso mit Gruppen, Einzelgefährten
und geschmückten Wagen stellte sich am Vormittag dem Preisrichter vor.
Aus der Fülle der originellen Darstellungen sollen besonders das Vierergespann
mit nagelneuen Fässern von Fabrikant Kiefer, der ein großzügiger
Förderer des R.V.W, war, der Langholzwagen von Herrn Erhard, der Mühlenwagen
von Herrn Lasch aus Bodersweier, sowie der Ziegelwagen von
Georg Vollmer (ehemalige Ziegelei) erwähnt werden. Georg Vollmer gewann
in diesem Jahr mit seinem Pferd „Ergo" das Rennen der Zuchthengste
. Ein weiterer Gönner des R.V.W, war Freiherr von Holzing.

Eine Episode aus dem Jahr 1923: Da der englische Jockey, der das Pferd
Nolaguira zum Sieg führen sollte, das verlangte Gewicht nicht in den Sattel
bringen konnte, musste für einen Ersatzreiter gesorgt werden. Jakob
Wandres aus Willstätt war der auserkorene Ersatzmann, aber auch er
brachte nicht das erforderliche Gewicht in den Sattel.

Mit Unterstützung des Mäzen Kiefer half er dem Gewicht nach und
stopfte solange Gewichte und Eisen in eine Jacke, die er über den Renn-
dress anzog, bis die Norm erfüllt war. Wandres gewann das Rennen mit
vielen blauen Malen und Beulen an seinem Körper.

Am 11. Juli 1926 erschien zum ersten Mal die „Willstätter Zeitung am
Nachmittag". Sie war mit lustigen Artikeln auf das Pferderennen zugeschnitten
. Die Inflation machte einen gründlichen Strich durch die Pläne
der Vorstandschaft. Die Generalversammlung fand immer im Frühjahr
statt. Trotz der hitzigen Debatten, die geführt wurden, fand die Vorstandschaft
beim späteren Trunk, zum Ärger der Ehefrauen, wieder friedlich zusammen
. Zu den zahlreichen Stiftern von Geld und Ehrenpreisen kamen
immer neue hinzu. Auch der „Reichsminister für die besetzten Gebiete"
unterstützte den Verein mit einer Zuwendung. Aber der größte Spender
blieb der Korker Fabrikant Ernst Kiefer, wegen seiner Großzügigkeit auch
„Fürst vom Hanauerland" genannt.


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