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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 237
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237

Das kleine „Wunder von Friesenheim":
Fußballgeschichte und Dorfgeschichte 1953 bis 1963

Uwe Schellinger

Das Jahr 1954 ist in der bundesdeutschen Kollektiverinnerung unweigerlich
mit dem sogenannten „Wunder von Bern" verbunden: dem unerwarteten Gewinn
der Weltmeisterschaft durch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft.
Längst besteht Einigkeit darin, dass dieses Turnier mehr als nur ein Sportereignis
war: Es steht beispielhaft für die weitreichenden kulturellen und gesellschaftlichen
Auswirkungen eines sportlichen Triumphes.1

Im Jahr, als die deutsche Fußballnationalmannschaft um die Gebrüder
Walter und „Boss" Rahn mit ihrem Endspielsieg gegen die favorisierten
Ungarn Sportgeschichte schrieben, begann für einen Ortenauer Fußballverein
ebenfalls ein kleines Wunder: Die zuvor nur begrenzt erfolgreichen
und in der Region oft nur durch ihr streitbares Verhalten aufgefallenen
Fußballer des Sportclubs Friesenheim katapultierten sich innerhalb von
vier Jahren mit drei Meisterschaften in die II. Amateurliga Südbaden und
befanden sich dadurch in der damals vierthöchsten deutschen Spielklasse.

Wie kam es zu diesem plötzlichen Aufschwung? Der folgende Beitrag
möchte die Gründe für diesen überraschenden Erfolg nachzeichnen und
klären, weshalb er nur eine begrenzte Zeit andauerte. Darüber hinaus soll
der Frage nachgegangen werden, ob und in welcher Weise sich diese sportliche
Erfolgsgeschichte auf das dörfliche Miteinander ausgewirkt hat und
wie sie im Nachhinein erinnert wurde.2

Die Glanzzeit des Friesenheimer Fußballs stellt im Vergleich zu ähnlich
positiven Entwicklungen anderer Dorfvereine keinen Einzelfall dar. Mancher
kleine Verein hat noch weitaus spektakulärere Geschichten zu bieten.3
Dennoch verdient die Episode als besonderer Aspekt lokaler Geschichte
Beachtung und lässt beispielhaft erkennen, welche soziale Funktionen der
Kulturträger Sport, hier konkret der Fußballsport, für eine dörfliche Gemeinschaft
hatte.

Die wissenschaftliche Beschäftigung mit der Fußballgeschichte hat in
den letzten Jahren einen erheblichen Auftrieb erhalten und befindet sich
längst nicht mehr im Abseits.4 Neben übergreifenden Arbeiten und Darstellungen
, neuerdings beispielsweise zur Funktion des Fußballs im nationalsozialistischen
Staat, finden vor allem die historischen Entwicklungen
der bekannten oder beliebten deutschen Traditionsvereine größere Beachtung
. Hierzu liegen mittlerweile eine ganze Reihe von Studien vor.5 Die
breite Masse des Amateurfußballs, die Vielzahl der Dorfclubs, der Fußball
im ländlichen Umfeld, wurden hingegen bislang wissenschaftlich kaum
thematisiert, sieht man einmal von den Selbstbeschreibungen der Vereine


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