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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 258
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Uwe Schellinger

zu verstehen, es sei nicht „unbedingt als Vorteil" anzusehen, dass in der
ersten Saison nach dem Abstieg „alle Spieler der 1. Mannschaft wieder
[mit machen] dürften."105 Die Vereinsleitung hatte das Vertrauen in die gescheiterte
Mannschaft verloren. Da auch nach dem Abstieg das gravierende
Trainerproblem noch längere Zeit bestehen blieb und der Leistungsstand
des Spielerkaders sich mittlerweile als zu schwach herausstellte, war
an einen sofortigen Wiederaufstieg nicht zu denken. Im Januar 1964 gab
schließlich der langjährige Vorsitzende Willy Eckenfels seinen Rücktritt
bekannt, auch mehrere Vor Standskollegen taten es ihm gleich. Am 29. Februar
1964 wurde eine völlig neue Vereinsleitung gewählt. Damit war die
Erfolgsära des SC Friesenheim beendet.

Nach dem Abstieg aus der Amateurliga schaffte es der Verein, noch drei
Spielzeiten in der A-Klasse durchzuhalten. 1967 kam es allerdings - leider
pünktlich zum 40-jährigen Vereinsjubiläum - zum nächsten Abstieg, den
man in der Saison 1968/69 mit einer letzten Meisterschaft noch einmal
kurzzeitig kompensieren konnte. Im Jahr 1970 stieg der Verein jedoch sofort
wieder ab. Von da an ging es mit dem SC Friesenheim stetig bergab,
so dass sich die 1970er-Jahre für die erste Seniorenmannschaft zu einem
sportlichen Fiasko entwickelten. Am Ende befand man sich wieder in der
untersten Spielklasse, der B-Klasse des Bezirks Offenburg.106

Das erinnerte Fußballwunder von Friesenheim

„Ihr Einsatz und ihre Tatkraft sei unvergessen!" - so notierte man es pathetisch
auf das „Ehrenblatt" für die 1956er-Meistermannschaft im Protokollbuch
des Vereins und setzte damit den Spielern eine Art internes
Denkmal.107 Darüber hinaus verankerte sich die Erinnerung an die damalige
Erfolgsgeschichte zusätzlich und sicher nicht ohne Grund auch im dörflichen
Kollektivgedächtnis.

Der unerwartete Erfolg der örtlichen Fußballmannschaft war für die Frie-
senheimer das sportliche Begleitprogramm zu den Jahren eines gesamtgesellschaftlichen
Aufschwungs, den man gemeinhein als das deutsche Wirtschaftswunder
bezeichnet. Auch in Friesenheim hatte man seit 1945 noch
lange mit den Folgen des Weltkrieges zu kämpfen. Über 100 militärische
oder zivile Opfer aus der Gemeinde waren zu beklagen, hinzu kamen 13 Opfer
der nationalsozialistischen Judenverfolgung. Fliegerbomben hatten gegen
Kriegsende mehrere Gebäude und Häuser zerstört. Zudem waren in den
Nachkriegsjahren der Zuzug zahlreicher Vertriebenenfamilien und eine erhebliche
Wohnungsknappheit zu bewältigen.108 Doch seit Anfang der fünfziger
Jahre gewannen, wie es der Friesenheimer Ortshistoriker Oskar Kohler
konstatierte, „die Menschen [...] allmählich ihr Selbstvertrauen zurück, und
nach einer Zeit dumpfer Niedergeschlagenheit begann sich der Unternehmungsgeist
wieder zu regen."109 Der neu entfachte Elan der fünfziger Jahre


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