Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 272
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Martin Walter

Der aus Lörrach stammende Fritz Herbster, der sich selbst gute Chancen
auf den Gewinn ausrechnete, rutschte aufgrund zu hoher Geschwindigkeit
aus einer Kurve. Sein Bugatti geriet aus der Bahn und schoss annähernd
ungebremst in den Wald einen Abhang hinunter. Das Fahrzeug prallte gegen
einen Baum und wurde beschädigt. Wie durch ein Wunder blieb Herbster
unverletzt. Auch wenn Herbster bei diesem 17. Lauf nicht in das Geschehen
am Ruhestein eingreifen konnte, so weist sein Fahrzeug doch eine
bemerkenswerte und interessante Geschichte auf. Heinrich Herbsters Bugatti
entstand 1930 als Typ 35 B (8-Zylinder, 2,3 Liter Hubraum mit Kompressor
) in Molsheim. Gekauft hat er ihn 1938 oder 1939 von Herbert Wimmer
aus dem bei Achern liegenden Kappelrodeck. Der Wagen wurde 1930
beim Großen Preis von Monaco eingesetzt und dabei von Guy Bouriat pilo-
tiert. Der Franzose Bouriat erzielte einen hervorragenden dritten Platz. Es
ist damit das einzige erfolgreiche Grand-Prix-Fahrzeug, das beim Ruhestein
-Bergrennen teilnahm. Das weitere Schicksal des Rennwagens ist allerdings
tragisch. Heute haben sich nur der Motor und einige andere Einzelteile
erhalten, die in einem nachgebauten Chassis eingebaut wurden4.

Das Ende des Ruhestein-Bergrennens nahte für die Besucher und die
Rennfahrer allerdings allzu rasch. Der letzte Rennwagen durchfuhr nach
rund vier Stunden Dauer gegen 14.30 Uhr die Ziellinie5. Am Abend fand
in Baiersbronn-Obertal sehr wahrscheinlich im Gasthaus Adler und unter
großem Beifall die Ehrung der Sieger und die Preisübergabe durch den
Landesbeauftragten für Sport und Körperkultur Willi Klumpp6 und Georg
„Schorsch" Maier statt. Dabei wurde in einer stillen Minute auch den beiden
Rennfahrern gedacht, die beim Training und dem Rennen ihr Leben
lassen mussten (Franke lebte zu diesem Zeitpunkt noch). „Die Sprecher
der bayerischen, württembergischen und süddeutschen Motorrennfahrer-
Vereinigungen sprachen in kurzen Worten allen Teilnehmern und Helfern
sowie den Baiersbronnern für ihre Gastfreundschaft ihren Dank aus." So
ein zeitgenössischer Pressebericht. Die Süddeutsche Motorradrennfahrer-
Vereinigung stiftete den Reingewinn des Ruhestein-Bergrennens in Höhe
von 10.000 RM für die „Ostflüchtlinge und für die soziale Betreuung" an
die Gemeinde Baiersbronn.7

Epilog

Das Ruhestein-Bergrennen fand nur ein einziges Mal statt. Dass bei der
Veranstaltung drei junge Männer ihr Leben lassen mussten, wurde weiter
oben beschrieben. Und zunächst liegt die Vermutung nahe, als ob dies der
Grund für diese „Einmaligkeit" gewesen wäre. Organisator Kurt Nitschky
war durchaus weiter gewillt, das Rennen in den Folgejahren auszurichten.
Die zweite Ausgabe war für den 15. Juni 1947 ausgeschrieben, das Rennbüro
wurde im Gasthaus „Zur Brücke" eingerichtet. Bis Anfang Juni hat-


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