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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 414
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Wolfgang M. Call

des Vorgängers erhält? (...) Versetzen sie sich in meine Lage und bedenken
Sie dabei, es gilt einen verdienten Pg. und SSmann, einem alten Kämpfer
und alten Bekannten zu seinem Recht zu verhelfen und seine soziale Frage
zu lösen ..."

Sauter erhielt zwar einen Verweis, bekam dennoch in der Stadtverwaltung
eine Dauerbeschäftigung. Während seines Dienstes machte er, laut
Einträgen in seiner Personalakte, Einsatz für die SS bei verschiedenen Aktionen
. 1940 meldete er sich freiwillig für den Dienst in Polen, ohne seinen
Arbeitgeber zu verständigen. 1942 wurde er nach Karlsruhe zur Stadtverwaltung
abgeordnet, 1944 nach Mannheim.

Nur 10 Tage nach Kriegsende erschien Sauter auf dem Offenburger Rathaus
und meldete sich zurück. Seine Wohnung wurde inzwischen beschlagnahmt
, weil er der SS angehörte. In einem Schreiben gab er an, für
die SS nur insgesamt 6 Monate gedient zu haben. Seine Wiedereinstellung
wurde abgelehnt, da er als „alter Kämpfer" angesehen wurde.

Zu den „alten Kämpfern" gehörte auch Wilhelm Maas, der laut Bestätigung
der NSDAP, Gau Baden vom 10. März 1938 die Bescheinigung erhielt
, sich seit 1928 stets aktiv in der Bewegung als Propagandamaler bestätigt
zu haben. Er war zudem SA-Mann und seit 1929 Kassenleiter und
später Zellenleiter. Im Jubiläumsbuch „10 Jahre Ortsgruppe Offenburg der
NSDAP" wird er öfters erwähnt.79 Mit Oberbürgermeister Rombach pflegte
er einen engen brieflichen Kontakt bis wenige Tage vor dem Kriegsende
. So schreibt Rombach am 10. Januar 1945 an den im Hanauerland befindlichen
„Volkssturmsoldaten W. Maas":

„Vor allem habe ich mich gefreut, dass Sie - was ja bei einem alten Nationalsozialisten
eine Selbstverständlichkeit bedeutet - nicht nur mit Ehre
sondern auch mit innerer Freude und Bereitschaft das graue bzw. braune
Kleid tragen (...) Dafür werden Sie dann aber auch mit besonderem Stolz
später einmal sich sagen können, dass Sie auch mit ihrem persönlichen
Einsatz an der Front zum Endsieg beigetragen haben (...)."

Nach Kriegsende bat Maas die Stadtverwaltung um ein Zeugnis „für
sein politisches Vorleben", das er für seine Wiederanstellung brauchte. Als
er dies nicht bekam, klagte er vor dem Verwaltungsgericht. Besonders
dreist ist seine Behauptung, dass er nicht sehen konnte, dass der außenpolitische
Weg der Nationalsozialisten ins Uferlose führen würde, andererseits
noch wenige Wochen vor dem Kriegsende sich von der nationalsozialistischen
Idee überzeugt zeigte. Darin äußerte er auch unverhohlen seine Kritik
am Spruchkammerverfahren:

„Ich habe mich seinerseits als Idealist der Staatsführung, die vor allen
Dingen zu jenem Zeitpunkt ihre Aufgabe in der Beseitigung der Arbeitslosigkeit
(Deutschland zählte 7 Millionen registrierte Arbeitslose!) sah, zur
Verfügung gestellt, wie dies letztlich der größte Teil der Berufsbeamtenschaft
getan hat. Daß die außenpolitischen Wege der Regierung später ins


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