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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 431
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Oskar Wiegert

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zentralen Befehlsstellen der NSDAP angeordnet worden war. An diesen
Demonstrationen haben auf direktem Befehl der Parteistellen Tausende
von Deutschen teilnehmen müssen. An den Ereignissen selbst hätte sich
nicht das Geringste geändert, auch wenn es den Hauptlehrer Wiegert damals
nicht gegeben hätte."

Selbst der Offenburger Stadtpfarrer unterstützte die Wiederzulassung
Wiegerts. Er habe „die öffentliche Achtung wieder gewonnen". Nach
Rücksprache mit dem katholischen Pfarramt wollte er jedoch anfragen,
„ob eine Wiederverwendung nicht eher im Verwaltungsdienst möglich wäre
." Das Schulamt Offenburg hielt eine „Wiederverwendung des Genannten
in der Stadt Offenburg und im Landkreis Offenburg" für ausgeschlossen
. Wiegert sei von seiner früheren Tätigkeit hier sehr bekannt. „Schwierigkeiten
, die bis zum Schulstreik führen konnten, sollen nicht heraufbeschworen
werden. Die nationalsozialistischen Judenpogrome und was damit
zusammenhängt sind noch nicht vergessen, und Lehrer Wiegert war
nun einmal als junger Lehrer wesentlich mitbeteiligt. Vorschlag im Landkreis
Kehl, in Leutesheim." Das Kultusministerium war wohl von dieser
Entscheidung nicht unterrichtet worden und äußerte seine Überraschung,
dass „der frühre Rektor Wiegert ohne Fühlungsnahme mit dem Ministerium
wieder eingestellt worden ist."27

Der ehemals katholische, dann protestantische Lehrer kam schließlich
im September 1957 in der Schule in Durbach-Gebirg unter. Wiegert war
von seinem opportunistischen und äußerst taktischen Verhalten, das ihm
nach 1933 zum Erfolg verhalf, nicht abgerückt. Vor seinem Einsatz im katholischen
Durbach wechselte er, der katholische Lehrerkollegen denunziert
und vehement gegen die katholische Kirche gehetzt hatte, noch rechtzeitig
die Konfession und wurde wieder Katholik.

Innerhalb der Oberschulbehörde waren sich die verschiedenen Abteilungen
in der Beurteilung des Falls Wiegert nicht einig. Während ein Referat
sich für dessen völlige Rehabilisierung einsetzte, verwies ein anderes
Referat auf den Widerspruch hin, dass sich zwar alle in Offenburg für Wiegert
einsetzen würden, aber keiner ihn als Lehrer haben wolle.

Am 5. Juli 1958 kam Wiegert seiner Rehabilitierung einen weiteren
Schritt näher. Wiegert, der 1938 sich außerstande fühlte, katholischen Religionsunterricht
abzuhalten, erhielt, nach seinem Zwischenspiel als Protestant
, nun wieder die Erlaubnis zur Erteilung des katholischen Religionsunterrichts
an den Volksschulen.

Doch Wiegert war noch nicht am Ziel. Er wollte die völlige Rehabilitierung
und Wiedereinsetzung als Beamter. Doch da verrechnete er sich.
Mittlerweile hatte sich die öffentliche Stimmung gewendet. Durch den in
den Medien publik gewordenen Fall des Offenburger Studienrats Ludwig
Zind konnten die Behörden keine stillschweigende Rehabilitierung eines
aktiven nationalsozialistischen Lehrers betreiben:


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