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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 433
(PDF, 101 MB)
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Oskar Wiegert

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verdient', und Jetzt werden die Juden erst recht wieder frech werden
'."29

Der Historiker Andreas Lörcher erwähnt in seiner Dissertation über
den Fall Zind, dass in zahlreichen Briefen, die in den staatsanwaltschaftlichen
Akten zum Fall gesammelt wurden, dieselben pro nationalsozialistisch
antisemitischen Argumente und Argumentationsmuster
auftauchen.30

Der Fall Zind, der wie Wiegert zur Nachkriegsgeneration gehört,
verdeutlicht einmal mehr, wie stark Ansichten über das Dritte Reich
und die Judenverfolgung im privaten Bereich in den fünfziger Jahren
verbreitet und akzeptiert waren und einem typischen Darstellungsmuster
folgten, die im öffentlichen Diskurs hingegen tabu waren. Demnach
grenzte man sich selbst und Bekannte gegen die „Nazis" ab, welche in
den Erzählungen als konturlose, fremde Verbrecher auftreten.

Das erneute Gesuch Wiegerts wurde vom Gnadenausschuss abgelehnt. Das
Oberschulamt bekam inzwischen Bedenken und forderte einen Bericht, ob
es Schwierigkeiten in Durbach mit Wiegert gäbe. Dem war nicht so. Sowohl
der Pfarrer als auch der Bürgermeister hielten ihn für geeignet. Er lebe
zurückgezogen und trete politisch und gesellschaftlich nicht in Erscheinung
. Das Oberschulamt berichtete dem Kultusministerium von den positiven
Schreiben, befürchtete aber, dass im Rahmen von „Zind" der Fall Wiegert
öffentlich werde. 1961 gab Wiegerts Anwalt bekannt, das Verfahren
endgültig ruhen zu lassen. Er blieb bis zur Erreichung des Ruhestands in
Durbach Lehrer und verstarb 1981 in Offenburg.

Anmerkungen

1 Friedrich, Jörg: Die kalte Amnestie, NS-Täter in der Bundesrepublik, Berlin 2007,
S. 146 f.

2 Bajohr, Frank: Das gute Leben im Falschen, in: ZEITGeschichte, 4, 2008, S. 66.

3 (1908-1981).

4 StaO 28/1/13.

5 Zehn Jahre! NSDAP-Ortsgruppe Offenburg. Festbuch zur 10-jährigen Gründungsfeier
am 17. und 18. März 1934. Herausgeber: Oskar Wiegert im Auftrag der NSDAP Offenburg
.

6 Vgl. hierzu: Poggio, Marlon: Felix Wankel - ein Wegbereiter des Nationalsozialismus
in Baden?, in: Die Ottenau, 88,2008, S. 483.

7 Lörcher, Andreas: Antisemitismus in Alltag und öffentlicher Debatte der späten fünfziger
Jahre. Mikrohistorische Studie und Diskursanalyse des Falls Zind, Diss. Freiburg
2008, S. 94 f.


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