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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
89. Jahresband.2009
Seite: 515
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Die Kapelle „Maria-Hilf" in Hinterohlsbach

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tungen zurück und wurden zur Ehre Gottes und zum Lobpreis eines Heiligen
errichtet. Ab und zu wird in ihnen auch das heilige Messopfer gefeiert.
Lange bevor Ohlsbach eine Pfarrkirche bekam, besaß es drei Kapellen. Die
waren zwar im Weltgeschehen unwichtig, von den Einheimischen aber innigst
geliebt. Eine solche stand im Dorf und im Gewann Büchen. Heute
noch steht jene in Hinterohlsbach, über deren Geschichte auf den folgenden
Seiten berichtet werden soll. Später kam dann noch die Kapelle „Maria
im Weinberg" hinzu.

Der Ort und der zeitliche Rahmen

Eine Sage meint, dass auf dem Gelände des Brandeckkopfes früher die
heidnischen Germanen hausten, wo sie auch ihren Brandaltar hatten, auf
welchem sie Wodan blutige Opfer darbrachten. Ein Einsiedler namens Ro-
moaldus hatte auf dem Gebiet der heutigen Kapelle seine Klause aufgeschlagen
und sich zum Ziel gesetzt, die in seiner Umgebung hausenden
Germanen von der christlichen Religion zu überzeugen. Als die Germanen
einstmals von einem siegreichen Kriegszug auf ihr heimatliches Terrain
zurückkehrten, stand nach alter Sitte wieder die Opferung Gefangener zu
Ehren des Kriegsgottes an. Der Scheiterhaufen flammte schon lichterloh,
als Bruder Romoaldus seine Chance ergriff und dem Germanenvolke predigte
, dass es beim Christengott keiner Menschenopfer bedürfe und ihm
dies sogar missfalle, selbst wenn es sich nur um einen Kriegsgefangenen
handelt. Es erschütterte sie zutiefst, dass all ihre bisherigen Opferhandlungen
gar nicht nötig gewesen seien. Auf den würdigen Bekehrer folgte Bruder
Sebaldus, einer jener Brüder, die sein Vorgänger vom Feuertod errettet
hat. Er führte das Werk im Sinne seines Vorgängers fort und soll neben seiner
Klause eine Kapelle errichtet haben, welche später vergrößert wurde
und eben bis heute in Hinterohlsbach stehen soll.2

Soweit die Sage - doch freilich lässt sich die Geschichte der Kapellenumgebung
auch handfest widerlegen3: Auch Ohlsbach verdankt seine
Existenz der um die Jahrtausendwende vom 750 gegründeten Kloster Gengenbach
durchgeführten Urbarmachung des unteren Kinzigtals, die mit den
weiteren Auflagen des fränkischen Königs (Rodung, Erschließung, Besiedlung
, Christianisierung) verbunden war. Während in der ersten Besiedlungsstufe
das Unterdorf „Ohlsbach-Hub" besiedelt wurde, liegt in der
zweiten Besiedlungsstufe die Geburt der Besiedelung des Hinterohlsbachtales
bzw. „Ohlsbach Forst". In dieser Stufe wurden die langen, gebirgigen
und waldreichen Quertäler auf der Sommerseite der Kinzig erschlossen
und besiedelt. Die Grundstücke eines Bauerns erstreckten sich damals
von der einen Gebirgsspitze des Tales zur anderen. Seit dem 14. Jahrhundert
wurde das Gebiet auch als Gebiet der „Geburschaft" bezeichnet. Dies
war eine Gemeinschaft von Bauern, die sich als Zunft zusammenschlössen


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