http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2009/0548
548
Neue Literatur
dass die Namen Himmel und vor allem
Hölle in der Ottenau im Süden deutlich
seltener vorkommen. - Eine sehr aufschlussreiche
Arbeit über die drei Friedhöfe
in Ottenheim hat Martin Frenk vorgestellt
, denn „nirgendwo ... wird Geschichte
so facettenreich und lebendig
aufgeblättert wie auf einem Friedhof.
Recht informativ sind dazu auch die ausführlichen
Anmerkungen, in denen beispielsweise
von Kleindenkmalen an der
Michaelskirche berichtet wird. Ekkehard
Klem geht auf ein Totengedenkmal im
Wald von Heiligenzell ein. Um dieses
„Soldatengrab" hat sich vor wenigen Jahren
eine Diskussion wegen der Inschrift
ergeben, die zumindest als mehrdeutig anzusehen
ist.
Karl-Heinz Debacher spricht über die
Landschaftsgeschichte am Rhein im Taubergießen
, die sich von der Rektifikation
Tullas vor fast 200 Jahren bis zum heutigen
„Integrierten Rheinprogramm" und
der „Revitalisierung Taubergießen" erstreckt
. Aus dem Arbeitskreis Heimatmuseum
Oberschopfheim entstand eine Arbeit
über den Tabakanbau und die Zigarrenproduktion
in Oberschopfheim, die die
„Ortschronik" von 1978 ergänzen soll. Es
ist eine gute Anregung, auch andere sog.
Ortschroniken nach Jahrzehnten zu aktualisieren
. - Spannend ist ein weiterer Beitrag
von M. Frenk, in dem die Erschließung
der Tiefen-Erdwärme durch eine
Vertikalbohr-Technik vorgestellt wird.
Der bisherige Erfolg der horizontalen
Tunnelvortriebssysteme von Herrenknecht
in Schwanau lassen Hoffnungen
auf die neue Technik der Tochterfirma
aufkommen; allerdings werden auch Unwägbarkeiten
und Risiken angesprochen.
Besonders hilfreich sind in dem Beitrag
die ausführlichen Anmerkungen. Hier
wird auch ein Ausblick auf die in Neuried
geplante Verbindung von zwei Energiearten
gegeben: Biogas und Geothermie.
Das Bild vergangener Zeiten wird immer
wieder faszinierend durch das Auswerten
von Archivalien. Das ländliche Leben
in Hugsweier wird anhand von Kirchenvisitationen
im 17. Jahrhundert durch
Walter Caroli veranschaulicht. - Das romanische
Tympanon in Haslach im Kinzigtal
mit der Darstellung um den Sündenfall
wird von Ulrike Kaufmann eingehend
ikonografisch untersucht. Aus der
Stiftskirche von Lahr werden von Martin
Straßburger zwei Kelche beschreiben. -
Eine Szene aus dem Leben des Lahrer
Oberamtsmannes und Naturforschers
Langsdorff (C. Seidensticker) sowie eines
Astrologen, der drei Jahre in der Ottenau
lebte, (U. Schellinger) fanden als Personen
ebenso Aufnahme wie der Nachruf
für den ersten Landrat des Ortenaukreises,
Gerhard Gamber (K. Brodbeck). Wie in
allen Jahren zuvor gab es auch eine Übersicht
über die Kreispolitik, vor allem der
südlichen Ottenau.
Gernot Kreutz
Anton Schindling, Gerhard Taddey
(Hrsg.): 1806 - Souveränität für Baden
und Württemberg. Beginn und Modernisierung
? Stuttgart, 2007,215 S.
Das Jahr 1806 brachte das Ende des
Heiligen Römischen Reiches Deutscher
Nation. Davon profitierten u. a. die beiden
südwestdeutschen Territorien Baden und
Württemberg. Sie erlangten die staatliche
Souveränität und traten dem von Frankreich
dominierten Rheinbund bei. Für ihre
Politik wurden sie mit dem Erwerb ehemals
reichsständischer Territorien und Titelerhöhungen
belohnt.
In diesem Aufsatzsammeiband beleuchten
daher verschiedene Autoren die
Zeit, als Baden Großherzogtum und Württemberg
Königreich wurden. Sie versuchen
dabei in den verschiedenen Aufsätzen
die Licht- und Schattenseiten der napoleonischen
Ära in Staat, Gesellschaft
und Wirtschaft zu beschreiben.
Anton Schindling geht zunächst der
grundsätzlichen Frage nach dem Beginn
der Modernisierung im deutschen Südwesten
nach. Dieter Langewiesche be-
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2009/0548