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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0031
30 Andreas Haasis-Berner

KJ

Abb. 5: Kehl. Fragmente
eines latenezeitlichen
Eisenschwertes. Kehl-
Auenheim. Lanzenspitze
aus Eisen. Beide Funde
stammen aus Kiesgruben
.

stadtähnliche Siedlungen (Oppida). Doch von all diesen Befunden
kennen wir aus der nördlichen Ortenau keinen Beleg.

Erstaunlich ist der Befund, dass die latenezeitlichen Fundorte
sich überwiegend im Raum um Kehl konzentrieren. Es handelt
sich um die Gräber von Kehl-Bodersweier „Rain" bzw. Kehl-
Odelshofen „Weckerlehr" und die Goldmünzen von Kehl-Gams-
hurst. Etwas fraglich ist die Datierung der Viereckschanze von
Kehl-Neumühl. Sie kann latenezeitlich sein, könnte aber auch
erst während des Barock entstanden sein. Hierüber ist eine Entscheidung
erst über Grabungen möglich.

Das Grab aus Kehl-Bodersweier ist ein NW-SO orientiertes Körpergrab
einer Frau.16 In ihm wurde ein Scheibenhaisring mit Kalkoder
Korallenauflage, ein massiver Bronzearmring und Fragmente
von zwei Fußringen geborgen (Abb. 4). Derartige Funde können
in das 4. Jh. v. Chr. datiert werden. Hierbei handelt es sich um
den ersten vollständigen uns bekannten Grabfund in der nördlichen
Ortenau. Der Fund von Kehl-Odelshofen ist ein vollständig
zusammengesetztes Keramikgefäß, das bereits vor dem Krieg gefunden
und zusammengesetzt wurde.17 In einer Kiesgrube bei
Kehl wurde ein eisernes Schwert entdeckt,18 nur wenige Kilometer
nördlich davon, in Kehl-Auenheim, fand man die eindrucksvolle
eiserne Lanzenspitze, die ebenfalls in das 2. Jh.v. Chr. datiert
wird19 (Abb. 5).

Ab dem frühen 19. Jahrhundert wurden bei Achern-Gams-
hurst insgesamt fünf Goldmünzen geborgen, die aus demselben
Schatzfund stammen. Sie waren für diesen bestimmten Münztyp
namengebend. Es handelt sich u. a. um die einzige in Deutschland
bekannte Imitation eines Philipp-Staters, der demnach in
die Zeit um 300 datiert werden kann.20

Um 100 v.Chr. gelangten die zwei stark silberhaltigen Goldmünzen
(„Regenbogenschüssel") in den Boden, welche bei Kehl-
Querbach gefunden wurden.21 Eine Münze ist ein „Schweizer
Viertelstater", welcher in der Zeit zwischen 180 und 150 v.Chr.
geprägt wurde,22 die andere ist ein „ostgallischer Radstater nach
Philipper-Vorbild".23 Diese wurden in dem letzten Drittel des 2.
Jhs. sowie im ersten Drittel des 1. Jhs. v.Chr. geprägt. Die beiden
Münzen - sicherlich ein kleiner Schatzfund - dürften demnach
in der Zeit um 100 v.Chr. niedergelegt worden sein.

Schwer datierbar sind die doppelpyramidenförmigen Eisenbarren
, wie sie 1877 in Renchen gefunden wurden.24 Die ältesten
Vertreter kennen wir aus der späten Hallstattzeit (HaD, Heu-
neburg), die jüngsten aus der Römerzeit. Da sie eigentlich nie mit
datierenden Funden geborgen werden, sondern immer nur als
Depot, kann eine zuverlässige Datierung derzeit nicht erfolgen.
Es ist schwer abzuschätzen, ob die Konzentration latenezeitlicher
Fundstellen im Raum Kehl die ehemalige Realität widerspiegelt,


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