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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0038
Archäologische Forschung in der nördlichen Ortenau 37

stört worden sind. Schon in den 1930er und 1950er Jahren
konnte der Inhalt einiger Gräber geborgen werden. 1934 war es
das Grab eines Mannes, in dem ein Sax und eine Gürtelgarnitur
enthalten waren. 1956 war es wiederum das Grab eines Mannes,
in dem ein stempelverziertes Keramikgefäß, eine Spatha, ein
Schild sowie ein Ango enthalten waren.37 Es lohnt sich, ein wenig
auf den Ango einzugehen. Diese sehr typische und spezielle
Waffe ist besonders im Rheinland verbreitet und hier ist ein deutlicher
Schwerpunkt zwischen Neckar und Mainmündung festzustellen
. Östlich des Rheins ist sie verhältnismäßig selten. Im
Breisgau kommt sie nur noch in Mengen (Grab 23) und in Herten
vor. Die Waffe gilt als eine typisch „fränkische" Waffe und soll
einen direkten Bezug von Franken auf die Alamannen belegen.
Die allermeisten Gräber mit Angonen sind sehr reich ausgestattet
. Sie kommen ab dem späten 5. Jahrhundert bis ins frühe 7.
Jahrhundert vor.38 Aufgrund der Form des Schildbuckels und des
Keramikgefäßes ist der Ango von Urloffen in die Zeit um 600 zu
datieren.39 Somit ist dieses Grab das derzeit älteste merowinger-
zeitliche Grab in der nördlichen Ortenau. Möglicherweise deutet
sich hier an, dass die Ortenau ab etwa 600 verstärkt besiedelt
wurde und die Träger dieser Erschließung im fränkischen Raum
zu suchen sind. Eine Entscheidung in dieser Frage kann zum
jetztige Zeitpunkt jedoch noch nicht getroffen werden. Nur auf
einem Grundstück gelang es 1980, 30 Gräber zu dokumentieren.
Die dichte Belegung und ältere Hinweise lassen ein großes Gräberfeld
mit ca. 500 Bestattungen erkennen.40 Trotz des kleinen
Ausschnittes sei auf zwei Besonderheiten hingewiesen. Zum
einen auf Grab 17, das mit einem Kreisgraben umgeben war und
somit einen Hinweis auf eine ehemalige Überhügelung zeigt. Das
Grab war zwar ausgeraubt, doch wissen wir aus anderen Gräberfeldern
, dass sich hier häufig die reichsten Bestattungen befanden
. Ein anderes Grab - Grab 4 - war ein aufwendiger Grabbau
(Holzkammer 2,6 mal 1,8 m) und enthielt die komplette Waffenausstattung
mit Lanze, Schild, Spatha, Sax und Leibgurt sowie
eine Röhrenausgusskanne. Die Funde erlauben eine Datierung in
die Mitte des 7. Jhs. Grab 3 - ebenfalls ein Kammergrab - war das
Grab einer Frau. Sie war im Gegensatz zu der üblichen gestreckten
Rückenlage als sogenannte Hockerbestattung beigesetzt und
lag auf der linken Seite. Die extreme Lage lässt auf eine Fesselung
schließen, was sich auf Angst auf Widergängertum interpretieren
lässt.41 An Beigaben hatte sie einen Kamm und eine Röhrenausgusskanne
bei sich. Das Messer steckte zwischen ihren Füßen. Die
Röhrenausgusskanne entspricht in ihrer Form der von Grab 4,
zudem sind beide mit demselben Stempel verziert. Aus diesem
Grund dürften beide Gefäße etwa zeitgleich hergestellt worden
sein.


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