Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0086
Edelkastanie und Rebkultur - eine Spurensuche in der Ortenau 85

kastanien beerntet. Die glatte Rinde der jungen Stangen (bis maximal
20 Jahre) enthält wie die Eichenrinde Gerbstoffe. Dieser
Anteil ist jedoch weit geringer, so dass die Beerntung weit weniger
einträglich war als die der Eichen.

Schließlich sei noch die Nutzung der Laubstreu erwähnt. Die
Edelkastanie liefert auch eine leicht zersetzliche Streu, die als Einstreu
in die Ställe begehrt war. Sie wurde in den Wäldern zusammengerecht
und etablierte sich als „Streunutzung" als bedeutende
forstliche Nebennutzung im Wald - allerdings auf Kosten
der Wuchsleistung der Wälder durch kontinuierlichen Nährstoffentzug
.6

2 Zur Geschichte der Kastanien

2.1 Pollenanalysen und Ersterwähnungen

Die europäische Edelkastanie war ab dem Tertiär in weiten Gebieten
Europas verbreitet, wurde jedoch während der Eiszeit auf den
Balkan und nach Italien zurückgedrängt. Es gibt Hinweise, dass
sich die Kastanienbestände bis zur Bronzezeit so weit erholten,
dass ihr Verbreitungsgebiet den Alpenhauptkamm überschritt.
Sie breiteten sich schließlich in die Südalpen und in Gebiete aus,
die in der jetzigen Schweiz, Frankreich und vereinzelt auch in
(südlichen) Teilen Deutschlands liegen.7

Diese Informationen gehen vor allem auf paläobotanische
Untersuchungen zurück, in der Regel auf Pollenanalysen. Die
Proben dazu werden aus Feuchtgebieten oder Seen gewonnen.
Sie geben nicht nur Kenntnis über das tatsächliche Vorkommen
von Pflanzen in festgelegten Zeitschichten, sondern auch über
die Anzahl der Pollen und liefern damit Hinweise auf ihre quantitative
Verbreitung in der Umgebung des Untersuchungsgebietes
. So gibt es zum Beispiel für das Tessin ab der Eisenzeit eine
geschlossene Kastanien-Pollenkurve. Daneben gibt es auch Ma-
krofunde, wie zum Beispiel von hallstattzeitlicher Kastanienholzkohle
im Kaiserstuhlgebiet.8 Bei Untersuchungen auf dem
Auerberg (Oberbayern) gelang es, aus der Zeit um 1380 v. Chr.
Kastanienpollen nachzuweisen. Einschränkend muss jedoch bedacht
werden, dass die Reichweite von Pollenkörnern im Fernflug
vereinzelt sehr weit ist und dass seltene Hölzer durchaus
auch auf dem Handelsweg über die Alpen gelangt sein konnten.
Dementsprechend gehen die Forschungsmeinungen über den
Zeitpunkt der Einbürgerung der Esskastanie nördlich der Alpen
nach wie vor auseinander. Der Schweizer Forstwissenschaftler
Marco Conedera zum Beispiel sieht keinen wirklich stichhaltigen
Beleg für ein bronzezeitliches Vorkommen von Kastanien
nördlich der Alpen.9


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0086