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100 R. Johanna Regnath / Regina Ostermann

angelegt worden seien. Grundsätzlich ist es aber auch als ein
Kennzeichen des späten 18. und des 19. Jahrhunderts anzusehen,
dass die Waldwirtschaft (genauso wie die Landwirtschaft allgemein
) vermehrt unter ökonomischen Gesichtspunkten betrieben
wurde, in Abgrenzung zu den Jahrhunderten vor der Aufklärung,
in der agrarische Innovationen vielfach durch komplexe Systeme
von Nutzungsrechten und Nutzungsbeschränkungen verhindert
wurden. Als bekanntestes Beispiel darf hier die Dreifelderwirtschaft
angeführt werden. Ihre Optimierung wurde in vielen Regionen
durch die grundherrschaftlichen Rechtsverhältnisse und
die Koppelung der Abgaben an den Zyklus von Winterfrucht -
Sommerfrucht - Brache verhindert. Als diese Zwänge wegfielen,
konnten landwirtschaftliche Flächen viel leichter umgewidmet
werden - zum Beispiel für Niederwälder.

Sukzessive wurden nun Edelkastanien-Niederwälder begründet
, immer mit der Mehrfachfunktion der Pfahlholz- und Brennholzproduktion
, aber auch um Kastanienrinde für Gerberlohe zu
gewinnen und Streu zu rechen.

Günstig waren die tiefgründigeren Nord-, Nordost- und Osthänge
, im Höhengradienten immer unterhalb der etwa zeitgleich
begründeten Eichen-Schälwälder, die im Übrigen auch auf Süd-
und Südostlagen begründet wurden. Während Eichen-Schälwald
und Brennholz-Niederwald sich bis heute auf das Gebiet des geschlossenen
Hofgutes beschränken, kommt der Kastanien-Niederwald
auch bis hinein in das Realteilungsgebiet vor, wo auch
im Wald Grundstückzersplitterungen üblich waren. Landwirtschaftliche
Zwischennutzungen gab es im Kastanien-Niederwald
nicht und er eignet sich auch nicht als Reutberg, da die Stöcke
das Überbrennen nicht ertragen.53

4 Niedergang der Edelkastanien-Niederwaldwirtschaft
und neue Perspektiven

Seit Beginn des 20. Jhs. setzte die Erziehung der Rebstöcke in
Reihen und am Draht ein, ein Prozess, der Anfang der 70er Jahre
weitgehend abgeschlossen war. Das Laub und die Gerten der
Reben werden in längs der Reihen gezogenen Drähte hineingeflochten
. In arbeitstechnischer Hinsicht lässt sich der Weinberg
so rationeller bewirtschaften; in geordneten Rebzeilen ist der Einsatz
von Maschinen möglich, dank besserer Durchlüftung ist die
Pilzdurchseuchung geringer und die Sonneneinstrahlung lässt
sich besser ausnützen. Allerdings sank der Bedarf an Pfahlholz bei
der Erziehung des Rebstocks am Draht um 90%.54 Seit dem Einsatz
von Beton- und Eisenpfählen kann ganz darauf verzichtet
werden.


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