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112 Rudolf Bühler
Morphologische Merkmale
Eine weitere Möglichkeit, die Mundarten voneinander zu unterscheiden
, ist der Vergleich von grammatischen Formen und
deren charakteristischer Entwicklung in den einzelnen Gebieten.
So gilt am Oberrhein für das Wort ich die Aussprache der betonten
Form ich, bzw. / für die unbetonte Form, während ich im
Schwäbischen als // (betont) und e (unbetont) erscheint. Für die
erste Person Singular der Verben sein und haben hören wir in der
Ortenau (/) hin und (/) hab. Richtung Baiersbronn und Freudenstadt
verändert sich diese Form: man spricht wieder einen Doppellaut
und es heißt (e) bat und (e) häü. Diese nasalierten Formen
von sein und haben sind aus den alten Lautungen (b)in und hän
entstanden, die im Schwäbischen diphthongiert wurden. Die Nasalierung
der Vokale, wie auch in den Fällen mhd. gän - gäü
(gehen) und mhd. stän - stäü (stehen) rührt vom nachfolgenden
Nasal n her. Bei den Verbformen der zweiten Person Singular und
im Plural schwindet im Oberrheinalemannischen das alte mhd.
-t Es heißt im Oberrhein-Alemannischen (du) machsch, (wir, ihr,
sie) mache, während am Oberlauf der Murg das auslautende -t
noch vorhanden ist: (du) machscht, (wir, ihr, sie) machet Zu mit-
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