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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0122
Rheinebene und Schwarzwald - ein dialektaler Gegensatz 121

Ein Beispiel für die punktuelle Geltung des Elsässischen für die
Mundart der Ortenau ist die Verbreitung der Ausdrucktypen für
den Bürgermeister. Auf der Höhe von Bühl in den vom SSA untersuchten
Orten Lichtenau und Moos (Landkreis Rastatt), zwischen
Offenburg und Lahr in Schutterwald, Meißenheim, Niederschopfheim
und Nonnenweier, sowie um Kehl in den Orten Auenheim
, Kork und Legelshurst wurde die französische Bezeichnung
Maire notiert. In der übrigen Ortenau dominiert der Typ
Schulz, Schultes, der auf den mittelalterlichen Amtstitel schultheize
„der die Schuld festsetzt" zurückgeht. Im Kinzigtal trifft man auf
den Vogt, ebenfalls einen mittelalterlichen Titel, der über das mittellateinische
vocatus mit dem Advokat verwandt ist.

Es zeigen sich also noch weitere mögliche Grenzverläufe innerhalb
des Alemannischen. Die Schwarzwaldkante kann hier in
ihrer Funktion als kulturelle Grenze zwischen der Ebene und dem
beginnenden Höhenzug des Schwarzwaldes verstanden werden.
Die kulturellen Unterschiede schlagen sich schließlich nicht nur
in der Sprache, sondern in allen Lebensbereichen wie den Trachten
, dem Hausbau und dem Erbrecht nieder. So spiegeln Mundartgrenzen
auch immer die Verbreitung von Sitten und Gebräuchen
wider. Weiteren Einfluss auf die Ausbildung des Dialekts in
der Ortenau hatte auch die alte Diözesangrenze zwischen dem
Bistum Straßburg und dem Bistum Konstanz, die hier zur Verstärkung
der von Norden nach Süden verlaufenden Grenzen geführt
hat.

Letztendlich manifestiert sich die Schwarzwaldschranke auf
dem Höhenkamm des Schwarzwaldes als stärkstes und stabilstes
Grenzbündel; hier vereinigen sich zusätzlich geographische, kulturelle
, politische und konfessionelle Grenzen.

Der Rhein hat freilich im Bereich der Ortenau als politische
Grenze ein starkes Gewicht bei der Ausbildung der Sprachgrenzen
, wie die Rheinstaffeln mit ihrer verschobenen Symmetrie gezeigt
haben. Wo aber wie zwischen Straßburg und dem rechtsrheinischen
Hanauerland dennoch Kontakt und Austausch zwischen
den Menschen stattfindet, kommt es weiterhin zu Vermischung
und Übernahme von Lautungen, Wortformen und
Ausdruckstypen.


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