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Klosterdämmerung - Die Benediktinerabtei Schwarzach am Vorabend der Säkularisation 143

benahmen sie sich wie die sprichwörtlichen drei Affen, die nichts
sehen, nichts hören und nichts sagen wollen?

Fürstabt Martin Gerbert von St. Blasien publizierte im Jahr
1788 seine drei Bände umfassende „Historia Nigrae Silvae", eine
groß angelegte Darstellung der Geschichte Südwestdeutschlands
zwischen Oberrhein, Neckar und Bodensee.4 Der von 1720 bis
1793 lebende Gerbert, einer der großen Universalgelehrten des
18. Jahrhunderts, gliedert darin das 18. Jahrhundert in zwei Abschnitte
: Einen bis etwa zur Jahrhundertmitte reichenden ersten,
der durch enorme politische Veränderungen geprägt war, und
einen zweiten, in dem sich das Glaubensleben sowie Stand und
Stellung der Kirche grundlegend umwälzten.5 Aus heutiger Sicht
würde man Gerberts Einschätzung wohl nicht in allem unterschreiben
wollen, und auch er selbst wäre wohl zu einer anderen
Beurteilung gelangt, hätte er die Folgen der Französischen Revolution
noch erlebt. Gleichwohl stellt Gerberts Perspektive einen
guten Ausgangspunkt für den angestrebten Blick auf die Geschichte
der Abtei Schwarzach in ihren letzten Jahrzehnten dar.6
Was also sind - kirchenpolitisch und kirchengeschichtlich gesehen
- die wichtigsten Entwicklungen jener Zeit?

Gewissermaßen zur kirchengeschichtlichen Allgemeinbildung
gehört es zu wissen, dass das christliche Leben hierzulande im
Hochmittelalter eine besondere Blütezeit erlebt habe, die von
einem sich immer mehr verstärkenden Niedergang gefolgt worden
sei, der fast zwangsläufig zur reformatorischen Kirchenspaltung
und dem sich hierin wie in den daraus resultierenden
Glaubenskriegen manifestierenden Tiefpunkt geführt habe.7 Angestoßen
vom Konzil von Trient, getragen und gefördert von heiligmäßigen
Gestalten und neuen oder an Haupt und Gliedern
reformierten Ordensgemeinschaften, sei es spätestens ab der Mitte
des 17. Jahrhunderts zu einem erneuten Aufschwung gekommen,
der bis weit ins 18. Jahrhundert hinein angehalten habe.

In der öffentlichen wie in der privaten Frömmigkeit, in der
kirchlichen Kunst und Kultur wie in der Liturgie sei es zu einem
geradezu überbordenden, in jeglicher Hinsicht opulenten, bunten
und lebensfrohen religiösen Leben gekommen, das, teils gezielt
, teils mehr oder minder unbewusst, als Gegenentwurf zur
Schlichtheit und Rationalität der reformierten Kirchen gedacht
war. „Barocke Pracht" also herrschte allenthalben, und manche
geistliche Institution gab viel Geld - eigenes wie geliehenes -
dafür aus, sich und ihre Bedeutung zu inszenieren und ins rechte
Licht zu rücken. Der sprichwörtliche „Bauwurm" verbreitete sich
seinerzeit unter den geistlichen und weltlichen Potentaten ähnlich
epidemisch wie heute mancher Computerschädling.

Nahezu zeitgleich aber entwickelte sich eine Gegenbewegung,
die mehr auf die „inneren Werte" der Kirche setzte, wobei auch


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