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1 70 Eugen Hillenbrand

ist der prediget huß von Stroßburg eine feste Größe in der Topographie
Ottenburgs. Solche Häuser hatten in der Regel auch eine
Hauskapelle, wo die Brüder ihre Messe lesen konnten. Um dort
dem Gottesdienst beizuwohnen, musste Gertrud nur durch die
Vitus-Burg-Straße zur Kirchstraße hinübergehen.

Derkits freilich vermutet, dass Gertrud enge Beziehungen zu
dem Frauenkonvent der Dominikaner in Offenburg pflegte und
dort auch Predigten Meister Eckharts hörte, von denen sich noch
Spuren in der Gertrud-Vita fänden.50 In der Tat lehrte Eckhart seit
1314 am Ordensstudium in Straßburg und predigte in verschiedenen
Frauenklöstern.51 Aber sein Name ist in der ganzen Vita nie
erwähnt. Trotzdem hat die neueste Forschung zur Deutschen
Mystik die Vermutung von Derkits bereits als Tatsache übernommen
. Kurt Ruh, der bekannte Kenner der deutschen Mystik, fasste
das Ergebnis folgendermaßen zusammen: „Das Aufregende dieser
Vita ist: Es war die Predigt Meister Eckharts, die Gertrud nach
Straßburg zog."52 Er verweist dabei auf eine Urkunde von 1318,
worin eine Gertrudis begina ihr Testament zugunsten der Straßburger
Dominikaner ausstellte.53 Er hat allerdings übersehen, dass
Gertrud in der Urkunde als Tochter des Hugo von Truchtersheim
bezeichnet wird und folglich nicht identisch sein kann mit Gertrud
, Tochter des Erkenbold von Ortenberg. Als Faktum bleibt
trotzdem bestehen, dass die beiden Offenburger Beginen für einige
Jahre in Straßburg lebten.

Die Großstadt Straßburg eröffnet neue Perspektiven

Es liegt nahe, dass die beiden Frauen auch die Nachbarstadt
Straßburg besuchten: si fuorent underwilent miteinander zuo Strasburg
, darumb dz sü woltent aplas holen und guote predigen hoeren
und betteln (den tag noch brote gon).54 Heilke schätzte die Stadt
sehr. Sie schlug ihrer älteren Freundin gar einen Umzug vor. Gertrud
lehnte ab wegen ihrer Güter in der Ortenau. Dabei hatte sie
schon versucht, die Naturalabgaben, die sie als Pacht aus Reben
und Höfen einnahm, in Geldzinsen umzuwandeln, was offensichtlich
nicht einfach war, aber ein typisches Problem des spätmittelalterlichen
Wirtschaftslebens im ländlichen Raum. Erst
nachdem Gertrud ihre wirtschaftlichen Verhältnisse neu geregelt
hatte, willigte sie in den Ortswechsel ein. Gertrud und Heilke
erwarben von einer Straßburger Begine ein Haus in der Nähe des
dortigen Franziskanerkonventes und diskutierten die Entscheidung
mit den Offenburger Franziskanern. Die rieten ihnen nicht
nur ernsthaft davon ab, sondern machten ihnen auch Vorhaltungen
. Gertrud und Heilke aber bestellten auf den Tag vor Allerheiligen
ein Schiff. Und do sü an dz schiff koment und die lüte und ir
guoten frünt gesegetent, do weinent sü alle.55 Die rührende Ab-


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