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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0190
Joann Conrad Machleid, Chirurgus und Chronist der Stadt Euenheim, zum 300. Geburtstag 189

ihn uns als eine unmittelbar liebenswerte „Natur" im Goethi-
schen Sinne, aber freilich mit einem blinden Fleck im klaren
Auge, das seine barocke Welt erfasst: das jüdische Wesen, das
zum Bösen an sich zurechtgemacht wird. Die tiefverwurzelte Judenfeindschaft
im Ettenheim seiner Tage, deren dürre Formeln er
mechanisch wiederholt, wird uns in seinen Niederschriften deutlich
. Rundheraus wird erklärt: „Ein Jud ist dem Teufel gleich"...
Besonders gefährlich ist er dem Katholiken: Der „Vornemste Jud ist
nix wert, und wan der Christ drey Köpf auff einander sizen hätte, ßo
ist er dem Juden doch nicht gescheid genug, dann ohne betrogen kommt
mann ohnmöglich Von ihnen, dann wer ßolches nit klaubt, der probiere
eß, er wirts erfahren" (1/86)."

Machleid hat in seinen beiden Tagebüchern über zahlreiche Persönlichkeiten
berichtet, über Ratsherren, Geistliche, Mediziner
usw. Stellvertretend dafür einige Anmerkungen über zwei Personen
:

1. Über den Benediktinerpater Ildefons Haas von Ettenheim-
münster, dessen kompositorisches Schaffen bis heute nachwirkt
.45

Machleid berichtet: „1759 den 7-te jener hat Ihm hochwürden /
herrpater Ildefons von Ettenheim /Münster zu hl. Landelin primi-
ciert / gebürtig von Offenburg ein beckhen / söhn H. Rath herren
haaße ein gelerter / schöner großer herr gott erhalte alle/geistliche
in guetter geßundheit — /Ich war auch bey dem gotteßdienst / und
mittag eßen"'.46 Viele Jahre später, im Jahre 1791, muss Machleid
im 2. Band seiner Diarien bei der Aufzählung der Verstorbenen
mitteilen: „den 27 ten may 1791. Mer ist laider, mit allen
heiligen ßacramenten / verßehen ßehr hart gestorben Reverendys /
pater Ildefons haaß, gebürtig von / offenburg, wäre profes 40 iar
priester / wäre prister 33 iar ßeines alters 56 iar / er wäre pfarher
zue müchweyr etliche iar, / er wäre auch etliche iar pater prior, ein
vornemer Kelist (= Cellist, Cello-Spieler) und componist der
Mußig- / -alien ...er wäre ein guetter freind von / Mier und dene
meinigen RIP".47

2. Über den Ettenheimer Scharfrichter Jacob Mengis.

Unter dem Verzeichnis der Hochzeiten des Jahres 175948 vermeldet
Machleid die Hochzeit des Scharfrichters am 8. Januar
1759 mit Elißabetha Reinin. 25 Jahre später dann Machleids
Bericht: „1784 den 12 ten heymonat, istmitags zeit, / zwischen 1
und 2 uhr, in gott ßelig / mit allem wohl verßehen gestorben, /
Jacob menges geweßter scharffrichter / allhier, wäre in der Ehe verbunden
/ mit Elißabetha reinin von anno /1759 den 8-ten Jener,
wie auch scharffri- / -chter allhier +25 und ein halb iar /hat hin-
der laßen 8 kinder, 4 ßöhn, / und 4 döchteren, er wäre 3 Jar lang/
kranck, von dem disch in den ßeßel, / von dem ßeßel in daß bett,


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