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Kaddisch für den Offenburger Viehhändler
Ludwig Greilsheimer (1879-1942)

Martin Ruch

Vor nunmehr 70 Jahren, am 22. Oktober 1940, fand die Deportation
der badisch-pfälzischen Juden nach Gurs in Südwestfrankreich
statt. Unter den 6500 Deportierten war auch Ludwig Greilsheimer
aus Offenburg mit seiner Tochter Susi. Das Mädchen
überlebte, der Vater starb in Auschwitz. Erinnern wir an sie:

Ludwig Greilsheimer wurde am 4. August 1879 in Friesenheim
geboren, wo die Familie Greilsheimer seit Generationen die weitaus
personenreichste jüdische Familie war. Erste Mitglieder sind
bereits gegen Ende des 18. Jahrhunderts nachzuweisen. Im Zeitraum
von 150 Jahren sind 69 weibliche und männliche Familienangehörige
genannt und das Gräberverzeichnis des jüdischen
Verbandsfriedhofes Schmieheim zählt 27 Personen mit diesem
Namen auf, die hier zwischen 1813 und 1935 bestattet wurden.1
Die Familienlinie wird auf den Viehhändler Raphael Greilsheimer
zurückzuführen sein, der 1797 als „Schutzjud" in Friesenheim
genannt ist.

Uwe Schellinger hat 2005 ein Foto vorgestellt, das 1928, wohl
zur Feier des 85. Geburtstages des Patriarchen Marx Greilsheimer
(1843-1933), aufgenommen wurde und das die Familie des Jubilars
zeigt.2 Auch Ludwig Geilsheimer, seine Frau Klothilde (1892-
1940) und die 1926 geborene Tochter Susi sind auf dem Familienbild
(Abb. 1) zu sehen.

Ludwig Greilsheimer ließ sich in Offenburg als Viehhändler
nieder und betrieb im Anwesen in der Gymnasiumstraße 1/Ecke
Gerberstraße (Abb. 2) sein Unternehmen. Im Hinterhof des Hauses
waren die Stallungen. Ein großer Sandsteintrog diente im Hof
als Viehtränke. Mit der zunehmenden Verdrängung der Juden
aus dem Wirtschaftsleben, mit Verbot und Boykott ging nach
1933 der Viehhandel vollständig zurück, und Greilsheimer gab
sein Geschäft auf. Um die ideal in der Offenburger Innenstadt
gelegenen Wirtschafts- und Wohnräume Greilsheimers bewarb
sich 1938 der „arische" Pferdehändler Oswin B. bei der Behörde:
„Ich betreibe hier in Offenburg eine Pferdehandlung. Meine jetzige
Wohnung ist vom Stall getrennt, was sehr unangenehm ist.
Die jetzige Stallung ist sehr ungünstig und auch sehr klein. Bitte
ich hiermit den Viehwirtschaftsverband ergebenst um die Genehmigung
, die Wohnung und den Stall des ehemaligen jüdischen
Viehhändlers Greilsheimer in Offenburg, Gerberstraße, pachten


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