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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0257
256 Heinz Nienhaus

Kontraste, die nachdenklich stimmen

In den letzten Jahrzehnten haben sich die Lebensumstände auch
in Bad Rippoldsau wesentlich verändert. Das Festhalten an der
kleinbäuerlichen Landwirtschaft bis weit in die Zeit nach dem
Zweiten Weltkrieg hatte seinen primären Grund in der mangelhaften
Ernährungslage während des Krieges und der Zeit danach.
Der engagierte Rippoldsauer Heimatforscher Rudolf Franz, der
heute mit seiner Familie das in Abbildung 2 zu sehende Haus Am
Bergle 1 bewohnt, äußert sich zur aktuellen Situation der kleinbäuerlichen
Rippoldsauer Haushalte: „Zur Zeit gibt es auf der Rippoldsauer
Gemarkung nur noch eine Kuh. Die Wiesen, Weiden und die
inzwischen zu Wiesen gewordenen ehemaligen Felder werden überwiegend
noch gemäht und offengehalten, wenngleich die Pflege einiger
Grundstücke in den letzten Jahren doch sehr zu wünschen übrig lässt.
Das Aufforsten dieser Flächen ist aber mit Rücksicht auf das Landschaftsbild
seit den 1960er-]ahren genehmigungspflichtig. Wollte man
sie verpachten, würde man wohl kaum einen Pächter finden, der sie
unentgeltlich bewirtschaftet, d. h. der Eigentümer müsste dem Pächter
wahrscheinlich noch Geld dazuzahlen." Diese Einschätzung spricht
für sich und gilt - nach den persönlichen Erfahrungen des Verfassers
dieses Beitrags - sinngemäß auch für einige Schwarzwaldgemeinden
außerhalb der Rippoldsauer Gemarkung.

An die mühevolle und zeitraubende Arbeit der Frauen in den
kleinbäuerlichen Betrieben können sich inzwischen nur noch
wenige Rippoldsauer erinnern. Von denen, die hier noch aktiv
eingebunden waren, gibt es nicht mehr sehr viele. Man könnte
glauben, die schwere Arbeit hätte die Frauen derart körperlich
und seelisch belastet und geschädigt, dass sie im Alter mehr als
üblich kränkeln und deprimiert auf ihr Leben zurückschauen.

Das kann generell sicher nicht behauptet werden. Spricht man
mit der inzwischen 84-jährigen Else Borchert, die alle Höhen und
Tiefen und sämtliche Arbeiten in einer kleinbäuerlichen Familie
am eigenen Leibe erlebte, gelangt man zu einem anderen Schluss.
Die Vitalität, geistige Beweglichkeit und Lebensfreude dieser Frau
belegt, das ihr die Arbeit zumindest keinen dauerhaften Schaden
zufügte. Mit Begeisterung berichtet sie über ihr arbeitsreiches,
aber auch vergnügliches Leben und das, was ihre Großmutter
(der Großvater war schon in jungen Jahren verstorben) und ihre
Eltern diesbezüglich überlieferten. So habe man beispielsweise
nicht nur hart gearbeitet, sondern nach getaner Arbeit oft auch
vergnüglich mit Nachbarn und Verwandten bei einer guten Vesper
zusammen gesessen, gesungen und auch getanzt. Überhaupt
habe das menschliche Miteinander in ihren jungen Jahren einen
wesentlich höheren Stellenwert gehabt als heute. Wer Else Borchert
beim Erzählen zuhört und dabei in ihr freudiges Gesicht


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