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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0313
312 Heinz G. Huber

Die Oberkircher Lokalpresse wurde selbst immer mehr Medium
, so erschien 1892 eine Seite mit närrischen Anzeigen. Eine
davon betraf den erhofften Bau einer Fernbahn durch das Rench-
tal, die Paris und den Orient verbinden sollte:

Potz Blitz neil 4000 italienische Schwoben werden zum Kniebis-
Eisenbahn-Tunnelbau gegen 20 Lir Taglohn, feif mal Essen und
zwischen nei noch Käs und Brot zum sofortigen Eintritt gesucht.
Konstantinopel, am 24. Mittwoch 2981. Der Bauunternehmer:
Harthammer, Holznagel, Steinmeißel und Consorten.

In dem Oberkircher Narrenzug von 1892 waren die wilhelminische
Flotten- und Kolonialpolitik, der Berliner Bankenkrach, der
Tunnelbau durch die Moos nach der Illenau und als „größtes
Wunder der Neuzeit" eine „amerikanische Wurstfabrik" dargestellt.
Auch die Themen der Straßenfastnacht wurden von nationalliberalen
Handwerker-, Kaufleute- und Beamtenkreisen gestaltet, sodass
subversive Wirkungen nicht zu befürchten waren. Auch
wenn es in Oberkirch noch keine Narrenzünfte gab, so setzte die
jährliche Planung der Fasnacht eine gewisse Organisation voraus,
die ein „Narrenrat" oder ein „närrisches Comite" übernahm.

Frühe Quellen über Nußbacher Fastnacht

Fand die Fastnacht in den Kleinstädten durch die Berichte in der
Presse und die ersten organisierten Formen im letzten Drittel des
19. Jahrhunderts zunehmend ihren Niederschlag, so ist über die
„Fasent" in den Dörfern im 19. Jahrhundert wenig bekannt. Bezeichnend
ist, dass eher zufällig ein Bericht über eine Nußbacher
Fasent entstand. Der Nußbacher Hauptlehrer Ludwig Gallus
zeichnete als „Mundartprobe" für den von Kluge, Pfaff und Meyer
konzipierten volkskundlichen Fragebogen 1895 eine närrische
Begebenheit auf. Die Nußbacher, die 1878 eine Posthilfsstelle erhielten
, wollten ihre Nachbarn aus Zusenhofen ärgern, die noch
keine Post hatten. Sie beschlossen, an einem Fastnachtsdienstag
mit einem „Postkarch" nach Zusenhofen zu fahren und ihren
Nachbarn „die Post" zu bringen:

„... Mer hen noch so ne aide Briefkaschde, der wird abgsägt und gal
agschriche; aber kein Mensch derfs wisse, sunsch wenn dia do dunte
des merke, weremer elend versohlt."- „Jo, un mer hen no so aldi
Schappekapp un e Laderdasch vum Gräfe Peter; des isch grad rächt
ftr de Boschtli", riäft de Steffe, „un a aldi Trumbet zuma Boschthorn
het de Geber Duni. S Surluis aldi Marra nemmemer zuam Boscht-
gaul."

Ganz im Stille isch dra gschafft wore, uni dass einer im ganze Ort
devu ebbs gewisst hett. Am Tasent Zischti Mitta, so uma halbe


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