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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0415
414 Anna-Maria Münchenbach

Meine Uroma mit ihren
Töchtern

noch Lagerarbeiter. Dort verstarb er am 2. Januar 1945. Diese
Nachricht wurde meiner Uroma von der Gendarmerie aus Niederschopfheim
mündlich überbracht. Wie später Bekannte von
der Oma berichteten, tat sich der Gendarm mit der Überbringung
der Nachricht sehr schwer und litt im Nachhinein lange darunter
. Aber entschuldigt hatte er sich nicht. Als Todesursache wurde
typischerweise Herzschwäche genannt (vgl. Anlage 8 „Nachricht
vom 06. Januar 1945" und Anlage 10). Mein Großonkel Josef
meinte, er wäre zu Tode geschunden worden, da sein Vater
immer stattlich und gesund war.

Im Nachhinein gesehen beginnt jetzt die eigentliche Leidensgeschichte
, von der meine Uroma, meine Oma sowie meine
Großtante Mathilde sich nie mehr richtig erholten. Irgendwie
gelang es der Familie innerhalb dieser letzten Kriegstage, den
Söhnen an der Front die Nachricht vom Tode des Vaters zu übermitteln
. Daraufhin desertierten beide und tauchten unter.

Auch diese Zeit ging vorüber. Die französische Besatzungsmacht
kam und meine Uroma und die Töchter wurden gleich als
Opfer der Nazis anerkannt. Meine Uroma erhielt einen Ausweis
mit dem Vermerk „Ausweis für die Opfer des Nationalsozialismus
" (vgl. Anlage 9 „Ausweis für die Opfer"). Das erleichterte das
alltägliche Leben um einiges. Zum Beispiel blieb der Uroma auch
ein gewisses Misstrauen erspart, welches die französische Besatzungsmacht
gegenüber den Deutschen hegte. Nachdem die zivile
Gewalt an die Behörden der neuen Bundesrepublik Deutschland
übergegangen war, wurde es für die Familie meiner Uroma wieder
schwieriger.

So wurde meine Uroma nun nicht mehr als ein Opfer der
Nazis anerkannt. Das Finanzamt verlangte eine sehr hohe Erbschaftssteuer
für das bescheidene Erbe meines Urgroßvaters. Offensichtlich
lebten einige Nazis in den Behörden wieder auf. Mit


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