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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2010/0439
438 Neue Literatur

Lauf der Jahrzehnte heran zur Gemeinschaft mit
1400 Mitgliedern. Darunter waren zahlreiche angesehene
Wissenschaftler, Vertreter des politischen,
kulturellen und politischen Lebens der Stadt und
des Landes. Die Zeit des Nationalsozialismus hat
der Friedhof überlebt, doch heute steht man vor
einem neuen Kapitel in seiner Geschichte. Weil die
Fläche nicht mehr ausreicht, weil die neuzeitliche
Gemeinde gewachsen ist, reichen die Grabstellen
nicht mehr aus. Der Friedhof wird für Bestattungen
geschlossen, ein neuer Friedhof ist bereits seit 2005
auf einem eigenen Grabfeld des St. Georgener
Friedhofes entstanden. Der alte Friedhof wird dauerhaft
als Ort der Erinnerung bestehen bleiben -
und die vorliegende Dokumentation, entstanden
im Rahmen einer Lehrveranstaltung 2006 an der
Freiburger Universität, ist nun die Volldokumentation
des Grabbestandes. Alle vorhandenen Grabsteine
wurden in Bild und Text erfasst, Kommentare
zu Bildsymbolen und zu den Biographien wurden
erarbeitet, vor allem wurden die hebräischen
Inschriften übersetzt und den deutschsprachigen
Texten beigegeben. Ein Namensregister mit Angaben
über Berufe und Titel ist beigegeben, allenfalls
noch ein Ortsregister wäre zu wünschen gewesen
(wer sich etwa nach Ortenauer Toten erkundigen
möchte, wäre dafür dankbar gewesen). Gleichwohl:
Das Buch ist eine großartige Leistung, für die man
dem Herausgeber und seinen Mitarbeiterinnen und
Mitarbeitern Lina-Mareike Dedert, Anette Andree,
Aline Braun und Aaron Schwald nur dankbar sein
kann.

Martin Ruch

Nowak, Claudia: Was ist des Elsässers Vaterland?
Wie regionale und nationale Identitäten in einer
Grenzregion zwischen Frankreich und Deutschland
in der ersten Hälfte des 19. jahrhunderts (1813-
1848) geschaffen werden. Aschendorff Verlag
2010, 377 S.

Die Frage, was denn die nationale Identität nun eigentlich
ist, spaltet in diesen Jahren sowohl Frankreich
als auch Deutschland in zwei Lager. Und just
zu dieser Zeit erscheint das Buch von Claudia
Nowak zur elsässischen Identität. Ein Thema, das
seit Jahrzehnten viel Tinte vergießen lässt, ohne

dass eine gemeinsame Meinung auch nur in Sicht
ist.

Claudia Nowak ist sich dessen voll bewusst und
untersucht diesen kontrovers diskutierten Themenkomplex
mit gebührender wissenschaftlicher Vorsicht
. Die Bibliographie bestätigt, was ihre Einführung
bezeugt. Bevor sie sich an das Schreiben
machte, hat sie sie viel gearbeitet. Es ist offensichtlich
, die Autorin hat viel und vieles gelesen. Sowohl
deutsche als auch französische Autoren, bisweilen
auch solche, die gegensätzliche Auffassungen vertreten
. (Auf Seite 369 zitiert sie Paul Leuilliot. Uns
wäre lieber gewesen, sie hätte dessen dritten Band
gelesen und nicht dessen ersten). Ihre Arbeit stützt
sich auf die deutschsprachige Presse, ob elsässisch
oder nicht, weniger auf eine genaue und straffe
Auswertung französischer Archive. Das Tagebuch
von Amelie Weiler dient ihr - unter anderem - als
Zeitzeugnis.

Jeder Autor einer derartigen Arbeit muss chronologisch
vorgehen. Und das tut auch Claudia
Nowak. Sie beginnt mit der Zeit unmittelbar nach
Napoleon I. („Premier Empire") und endet mit Beginn
der Zweiten Republik (1848). Drei herausragende
Ereignisse beleuchtet sie besonders intensiv:
die Rheinkrise von 1840-1841, die Für und Wider
eines Denkmals zu Ehren Jean Baptiste Klebers
(1818-1840) und dessen letztendliche Errichtung,
die Aufstellung eines Denkmals zu Ehren Gutenbergs
(1840). Wir meinen, das ist wenig, vor allem
dann, wenn man vorher groß ankündigt, wie
schwierig und umfassend die Frage ist.

Folgen wir dem chronologischen Leitfaden.
Gleich nach der Niederlage Napoleon I. (Ist der
Krieg ruhmreich, oder ist er blutig?) und bis 1818
ist das Elsass militärisch besetzt. Nach Henri Lebert
(Jahrbuch von Munster, 1962) und Benjamin Kuhlmann
(B. M. Colmar, ms 632) führen sich die österreichischen
Truppen eher gut auf. Aber sowohl der
eine als auch der andere - der erste ist katholisch,
der zweite evangelisch-lutherisch - ersehnen nur
eines: dass die Österreicher das Land verlassen. Bewegt
ein Volk seine Identität, wenn sein Land von
fremdem Militär besetzt ist?

Wie kann ein Protestant plötzlich damit einverstanden
sein, dass die katholische Konfession


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