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168 Martin Ruch
ten nahmen ein Tuch, fuhren weg und brachten nach kurzer
Zeit meinen Mann im gleichen Wagen zurück. Mein Mann war
fürchterlich zugerichtet. Am 17. Mai etwa um 10 Uhr forderte
man mich auf, zum Kommandanten Collet zu kommen. Collet
kam auf mich zu und sprach mir das Bedauern über den Tod
meines Mannes aus. Ich empfand dies als eine ganz entsetzliche
Geste, denn ich war der festen Überzeugung, dass er die
Ermordung meines Mannes befohlen hatte/'
Die Tatsache, dass Walter ursprünglich nicht auf der besagten
Liste gestanden hatte und dann doch ohne irgendeine
Anklage, ohne Urteil und ohne Verteidigung hingerichtet
wurde, ließ es als sehr wahrscheinlich erscheinen, dass Denunzianten
am Werk gewesen waren. Die Staatsanwaltschaft Offenburg
, die 1957 die Vorfälle erneut untersuchte, dann jedoch
das Verfahren einstellte, hielt fest: „Über die Motive der Tat
und insbesondere darüber, wer ihr Veranlasser gewesen war,
konnte keine Klarheit erzielt werden. Trotz größter Bemühungen
ist es der Staatsanwaltschaft in Offenburg nicht gelungen,
die Akten der französischen Gendarmerie beizuziehen oder
auch nur in die Ermittlungsvorgänge Einsicht zu nehmen. Die
Beiziehung der bei der Surete in Offenburg lagernden Vorgänge
wäre zu einer Überführung etwaiger Verantwortlicher unumgänglich
gewesen/'
Auch der Apotheker Walther Zimmermann wurde grausam
ermordet. „Zimmermann - ein notorischer Hitler-Anhänger -
wurde mit noch weniger Federlesen abgeholt, in ein Wäldchen
gefahren und füsiliert/'3 Irmgard Schäfer, geb. Walter, erinnerte
sich: „Ich habe gesehen, wie er - schlimmer als ein Tier
- mit Schlägen von der Apotheke durch das Dorf zum Rathaus
getrieben wurde. Daneben gab es ein kleines Arrestlokal, dahinein
wurde er gesperrt. Die Soldaten gingen abwechselnd
hinein. Wenn sie mit blutigen Händen herauskamen, sagten
sie: ,Mit Apotheker Fußball gespielt'. Das ging stundenlang."
Zimmermann war Anstaltsapotheker der Heil- und Pflegeanstalt
Illenau bei Achern und Mitbegründer der Vereinigung
deutscher Anstalts- und Krankenhausapotheker (1926), war
Pharmaziehistoriker und Gründungsmitglied der Gesellschaft
für Geschichte der Pharmazie (1926) sowie Botaniker, Lehrbuchverfasser
und Volkskundler.4
Nach elf Jahren kamen die Mörder in Paris dann doch noch
vor Gericht. „Meine Mutter, Frau Goldmann und die Tochter
von Herrn Zimmermann wurden zur Verhandlung nach Paris
geladen, nicht als Kläger, sondern als Zeugen." Der SPIEGEL
widmete unter der Rubrik „Kriegsverbrecher" am 18. Juli 1956
diesem Pariser Prozess mehrere Seiten. „Am Abend des 5. Juli
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