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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 14
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2013/0015
Ursula Flügler

Solche plötzlichen Einfälle sind Göttergeschenke, man kann
sie nicht herbeizwingen. Wunderbarerweise ging es in meinem
Kopf weiter im Text, mühelos, gleichsam in den bequemen
Schuhen der badischen Mundart, oder eigentlich einer Art
Honoratiorenbadisch. Alles fügte sich leicht, ohne großes Nachdenken
, sogar die vertrackte letzte Strophe, die August von
Platen unübersetzt ließ. Es verwandelte sich dabei nicht nur der
Sorakte, auch der Fluss wurde zur Kinzig, der Sabinerwein wurde
veredelt zum Spätburgunder, die Zypressen und die Eschen
wurden zu Tannen und Buchen - alles bekam ein Offenburger
Gewand.

Die Aufforderung, alles übrige den Göttern zu überlassen,
wandelte sich in die gemütlichere Lesart, „de Herrgott en gute
Mann" sein zu lassen. Diese Mahnung zur Gelassenheit bildet
die Mitte des Gedichts. Es ist natürlich klar, dass es durch die
andere Sprache seinen römischen Charakter verloren hat, seine
Schauplätze, sein würdiges antikes Lebensgefühl. Das graue
Haar hat andere Freuden als die Jugend, dem greisen Kopf entspricht
der schneebedeckte Soracte, Wein und Herdfeuer entsprechen
der altersgemäßen Lebensweise. Die Jugend hat andere
Spiele und Freuden, und alles hat seine rechte Zeit.

Diese gelassene heitere Weisheit spricht sich aber auch aus
in der eigenen Mundart, vielleicht etwas weniger feierlich,
doch im Lebensgefühl näher verwandt als in mancher hochdeutschen
Übersetzung, die oft eher die Fremdheit der Antike

Carmen I, 9

Siehsch, wie's Hohe Horn im Schnee steht?

Müsch net frage, was isch morge?
S'Lebe isch so kurz, un jeder
Tag isch g'wonne. Wenn'd noch jung bisch,
dann verlieb dich un geh tanze.

D'Wälder habe grad zu schaffe
mit dem Schnee. Vor lauter Kälte
isch sogar schon d'Kinzig g'frore.

Bei dem Wetter muß mer heize.
Spar ja s'Holz net un geh runter
in de Keller, hol die beschde

Wenn d'erscht alt bisch, macht's kei Spaß mehr.
Jetz isch's Zeit, jetz geh zum Tschogge
un vergiß net, wenn d'dei Freundin
hasch am Abend treffe wolle.

Flasch mit Zeller Spätburgunder!

Laß de Herrgott nur en gute
Mann sein - der solVs Wetter mache.
Wenn der will, dann geht kei Lüftle
durch die Tanne un die Buche.

So e Hex! Im Eckle hockt se,
meint, mer kennt se net am Lache,
tut, wie tät se gar net wolle -
des isch nur en Trick: die will schon!


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