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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 28
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2013/0029
Nach zehn Jahren Arbeit an der Aneis ist Vergil zu einer Studienreise
nach Griechenland aufgebrochen, um seine Bildung
zu bereichern. Er musste sie wegen einer Krankheit abbrechen
und starb auf der Rückfahrt nach Rom in Brindisi in Kalabrien
am 21.09.19 v. Chr. Weil er seine Äneis für unvollendet hielt,
ordnete er testamentarisch ihre Verbrennung an. Augustus
aber, der schon Teile dieses bedeutendsten lateinischen Epos
kannte, sorgte für eine Publikation und damit für ihre Rettung
für alle Zeiten. An der Straße von Neapel nach Pozzuoli zeigt
man heute noch an geheimnisumwittertem Ort sein Grab,
hoch in den Felsen neben dem des italienischen Dichters Leo-
pardi. Ein unbekannter „Canonicus" hat hier in der Zeit des
Humanismus folgendes lateinische Distichon in den Felsen
meißeln lassen, welches Vergils anfangs besprochene Grabinschrift
zitiert:

heu einer es tumuli haec vestigia conditur olim
ille hoc qui cecinit pacua rura duces.

„Ach, ihr Aschen! Dies sind die Spuren seines Grabhügels.
Geborgen ist hier, der einst besang: Weiden, Länder und
Krieg/'

Die Vergilbücher aus den Offenburger Franziskanerbibliotheken
waren bestimmt für die Studien der klösterlichen Lesemeister
und mönchischen Novizen, ab 1660 auch für den Schulgebrauch
im neu gegründeten Franziskanergymnasium, dessen
350-jähriges Bestehen im Jahre 2010 in Offenburg gebührend
gefeiert werden konnte. Horaz galt als zu schwer, Ovid als obszön
, er wurde nur als Fundgrube für die antike Mythologie
ausgebeutet. Die römischen Liebesdichter Catull, Tibull und
Properz kamen schon gar nicht für Gymnasiasten infrage. Vergil
dagegen galt im Mittelalter als „anima naturaliter Chris-
tiana", als von Natur aus christliche Seele, unter anderem
wegen seines permanenten Loblieds auf den in allen zwölf Büchern
so charakterisierten „pius Aeneas", den frommen Äneas,
der immer den Weisungen der Götter folgt. Außerdem hatte
Vergil in der vierten Ekloge mit der Geburt eines neu geborenen
Kindes eine neue Friedensepoche auf Erden prophezeit, die man
jetzt mit dem kommenden Weltenheiland gleichsetzte - auch
wenn das Gedicht schon 40 Jahre vor der Zeitenwende entstand
. So konnte Vergil auch problemlos Schulautor werden: Er
wurde nachweislich der Schulprogramme zum Beispiel im 1818
begründeten „Großherzoglich-badischen Gymnasium zu Offenburg
" gelesen. Wie seine Amtsvorgänger Prof. J. Scharpf
(1832-1840), Prof. F. Weißgerber (1840-1844) und ihre altphi-


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