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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 33
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Die illustrierte Prachtausgabe Vergils aus Straßburg 1502

ter und einer gelungenen Komposition der Hintergrundlandschaften
sprechen sie uns unmittelbar an. Die anfängliche Kupferstichnachahmung
wird aufgegeben zugunsten dünnerer Umrisslinien
und feinerer Schraffuren und der Betonung der formgebenden
Linie. Dies gilt besonders für die hier besprochene
Vergilausgabe von 1502 mit ihren immerhin 214 meist ganzseitigen
Holzschnitten auf 540 Blättern, die für diese Ausgabe nach
Anweisung von Sebastian Brant neu angefertigt wurden.

1496 hatte Grüninger in seiner Klassikeredition einen Te-
renz mit seinen sechs Komödien und von Dürer illustrierten
Titelblättern herausgegeben, 1498 in der Edition von Jacob
Locher den Horaz, ebenfalls mit beachtlichen Titelillustrationen
. Als dann Brant nach Straßburg zurückkam, treffen sich
zwei kongeniale Persönlichkeiten: der unermüdlich humanistische
Publizist in der vollen Schaffenskraft seines Lebens, der
aufstrebende Unternehmer, Drucker und Verleger, der seine
Druckerei zur ersten in Straßburg machen wollte. Durch das
harmonische Zusammenwirken zweier bedeutender Vertreter
des oberrheinischen Humanismus ist somit 1502 in Straßburg
ein Meisterwerk entstanden, das seinesgleichen sucht. Oft kopiert
und imitiert hat es das Bild Vergils in der europäischen
Kultur bestimmt wie kein anderes.

Abb. 13:
Die Druckermarke
von Johannes
Grüninger 1502

Der Titelholzschnitt der Straßburger Vergilausgabe von 1502
zeigt im Vordergrund in eindrucksvollen Szenen, wie das üppige
Lockenhaupt des jugendschönen Vergil in adliger Renaissancetracht
von der hinter ihm stehenden, barbusigen, aber
hoch geflügelten Muse Kalliope mit einem Efeukranz gekrönt
wird. Links neben ihm, in den Prachtgewändern ihrer Zeit,
seine fünf Dichterkollegen, alle mit geschwungenen Namensbändern
. Rechts steht Kaiser Augustus im Habitus des damals
regierenden Kaisers Maximilian, flankiert von Vergils betagten
Gönnern Pollio und Mäzenas, der freundschaftlich des Dichters
Arm umfasst. Der linke Hintergrund ist gestaltet mit einer Szene
aus Vergils Anfängen: Vergil als Pferdeflüsterer mit zwei Rössern
und Gehilfen in einer mediterranen Uferlandschaft, rechts erhebt
sich eine imposante Wasserburg, auf dem Meere schwebt
eine kolumbianische Karavelle dem Horizont zu.

Auch das Titelblatt zu Vergils erstem Werk, den Eclogen oder
Bucolica, ist, unter den zwölf Zeilen der Inhaltangabe, aus der
Sicht der Zeit heraus gestaltet: Der Hirte Tityrus, mit dessen Ansprache
die erste Ekloge beginnt, sitzt dudelsackspielend unter
einem stilisierten Laubbaum, den ein großer, einem Papagei
ähnlicher Vogel krönt, und spielt mit gekreuzten Beinen seiner
vor ihm grasenden Ziegenherde ein Schalmeilied vor. Von rechts


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