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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 39
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Die illustrierte Prachtausgabe Vergils aus Straßburg 1502

Musen in ihrer Nacktheit nur durch lange Flügel und bis zu den
Knien wallendes Haupthaar bedeckt, die Göttinnen mit gotischem
Gebende. Trotzdem haben diese anachronistischen Adaptionen
ihren großen ästhetischen Reiz und sind auch ohne
Textbezug von unmittelbarer Wirkung. Dem Textverständnis
konnten sie den leseunkundigen Zeitgenossen als erzählendes
Bilderbuch aus den Vorstellungen der Zeit von vor 500 Jahren
ähnlich dienen wie ein Hörbuch, dessen Text man nicht sieht,
den man auch wiederum im Sinne des Gemeinten verbal kommentieren
müsste.

Es bleibt noch die Frage zu klären, wer der künstlerische Impulsgeber
der Illustrationen zu Grüningers epochemachenden
Druckausgabe der Werke Vergils anno 1502 gewesen ist. Dafür
kommt als sachkundiger Antikenkenner in erster Linie der Herausgeber
und Textverantwortliche Sebastian Brant selbst in-
frage, der sowohl in Basel als auch in Straßburg für bedeutende
Editionen zuständig war. Er war ein profunder und leidenschaftlicher
Verehrer Vergils und kannte alle mythologischen
und biographischen Details aus den überlieferten antiken Ver-
gilviten bei Sueton, Servius und Donat. Nach allem aber, was
wir von seinen umfangreichen offiziellen Amtsverpflichtungen
für die Stadt Straßburg wissen, konnte er wohl schwerlich hunderte
von Holzschnitten entwerfen oder gar handwerklich aufführen
. Vielmehr müssen wir uns seine Mitwirkung bei der
Bildgestaltung eher so vorstellen, dass er als Berater in den
Holzschneidewerkstätten grobe Direktiven gegeben, die Ausführung
kontinuierlich kontrolliert und dann abgesegnet hat.
Die knappe Skizze Brants auf der Rückseite eines zufällig erhaltenen
Holzstocks im Basler Kupferstichkabinett für die Terenz-
ausgabe der „Andria" zeigt, wie er die Anweisung zum Bild
vorgezeichnet und dann den ausführenden Holzschneidern zur
detaillierten Ausgestaltung übergeben hat. Der Überlieferung

Abb. 18: Brants
Vorzeichnung und der
Holzschnitt zu Terenz'
Andria 1496


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