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Johann Peter Hebels Denkspruch an der deutsch-französischen Grenze
Klärung der genealogischen Verhältnisse um Napoleon wird
von der Reise der Fürstin berichtet. Der Kalendermann „habe es
mit seinen eigenen Augen gesehen, wie zwischen Kehl und
Bischofsheim13 ein schöner grüner Triumphbogen stand für sie,
mit der Inschrift ,Vergiss Deutschland nicht'", nach deren
Lesen die Prinzessin Tränen geweint habe. „Und des andern
Tags war erst noch ein rechtes Fest in Straßburg". Da hätten
sich des Morgens früh alle Zünfte auf dem großen Platz, der
Broil genannt14, versammelt. Jedes Handwerk hatte ein Meisterstück
seiner Kunst verfertigt, das festlich gekleidete Meister und
Gesellen getragen haben. „So waren z. B. die Bäcker blau und
weis und trugen einen ungeheuer großen Kuchen, den man
Kugelhupf nennt, mit Blumen geschmückt." Der biedere Lahrer
Kalendermacher akzentuiert die bürgerliche Komponente der
Aktivitäten und listet ebenso die Schlosser, die Knopfmacher,
die Gärtner, die Nagelschmiede und die Metzger mit ihren
Schauprodukten auf.
Hebel selbst hat in seinem Kalender, dem „Rheinischen Hausfreund
" des Jahrgangs 1811 unter der Rubrik „Zustand von
Europa im August 1810" die Straßburger Ereignisse nur mit
einer kurzen Notiz bedacht: „Eine Tochter des österreichischen
Kaysers Franz ist jetzt die Gemahlin des Kaisers Napoleon. Und
frisch von den blutigen Schlachten weg, erfolgte eine lange
Reihe von Feyer- und Freudentagen von Wien nach Paris, und
vom März bis an den Julius". Kein Wort von seiner eigenen
Teilnahme an der Ehrung.
Christoph Kölle setzte seine Karriere im württembergischen
Staatsdienst bis 1836 fort. Schon 1827 wurde er zum geheimen
Legationsrat befördert. 1828 wurde er mit dem Ritterkreuz des
Ordens der württembergischen Krone geehrt. Die Auszeichnung
war mit der Erhebung in den Adelsstand verbunden. 1833
schied er aus dem Staatsdienst aus und verließ Rom, wo er seit
1816 zuletzt als Beauftragter der protestantischen Fürsten des
Deutschen Bundes gelebt hatte. Zwei weitere Lebensjahre
verbrachte er in Paris, mit historischen und literarischen Publikationen
beschäftigt, auch mit Reisebüchern. Er kehrte 1836
nach Württemberg zurück und war noch zusammen mit seinem
Vetter Hermann Hauff, Herausgeber der „Deutschen Viertel
-Jahr-Schrift". Kölle starb 1848 in Stuttgart.
Der Adjunkt hat eine vielseitige bedeutende Rolle in Hebels
Leben gespielt, stärker als aus den meisten Hebel-Biographen
hervorgeht.
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