Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 53
(PDF, 86 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2013/0054
Zuor Kurzweil und der Fraiden Zihl, zu halten hie ein gaistlich Spil

Eine solche Beispielfigur bot Esther, die Retterin ihres Volkes
. Bereits 1536 verfasste der Nürnberger Dichter Hans Sachs
(1494-1576) eine „Gantze Hystori der Hester", gefolgt von dem
Magdeburger Valentin Voith (um 1487 bis um 1558) und seinem
„Lieblich, nützlich und tröstlich Spiel aus dem Buche
Esther" (1537). Er wollte anzeigen, „wie Gott allezeit die Hoffahrt
und den Eigenwillen der bösen, die Demut und Gottesfurcht
der frommen Männer und Weiber gestraft und belohnet
hat", wobei Vasthi und Haman zur Warnung, Esther und Mar-
dachai zur Nachahmung hingestellt werden.23 1555 gab der
Geiger Andreas Pfeilschmidt „Ein hübsch unnd Christlich Spiel
des gantzen Buchs Esther" heraus, das von den Bürgern des
hessischen Korbach aufgeführt wurde.24 Weitere Bearbeitungen
entstanden bis ins 17. Jahrhundert, darunter 1621 durch den
Braunschweiger Schreib- und Rechenmeister Marcus Pfeffer, der
die Dramen von Voith und Pfeilschmidt als Vorlagen nahm.25
Aufführungen der „Esther" sind 1546 in Basel, 1552 und 1553
in Biel, 1557 in Volkmarsen (Hessen), 1561 im fränkischen
Windsheim, 1567 in Zürich und Bern, 1575 in Dortmund, 1581
in Marburg, 1585 in Nördlingen, 1596 in Straßburg und Butzbach
(Hessen), 1597 in Schmalkalden, 1600 in Kassel, 1601 in
Zürich, 1604 in Colditz, 1621 in Zürich, 1626 in Dresden, 1651
in Prag, 1654 in Schiltach, 1660 in Güstrow, 1665 in Dresden
sowie um 1672-1676 in Moskau belegt.26

Dieses und die anderen mehr als 200 Bibeldramen der Reformationszeit
, die meist von protestantischen Theologen im Predigt
- oder Schulamt stammten, besaßen eine starke moralische
Tendenz und stellten den Zuschauern auf Grund der positiven
oder negativen Exempel eine Handlungsanleitung oder Warnung
vor Augen. Auch aufgrund dieser lehrhaften Wirkung
wurden sie zum „Mittel im Reformationskampf",27 nicht zuletzt
„Esther", die eine Parallele zwischen den Leiden der Juden, der
Bedrohung der gegenwärtigen Protestanten und ihre jeweilige
Rettung durch göttliches Eingreifen bot.28 Dies könnte auch der
religionspolitische Hintergrund für die Aufführungen von Dramen
in Schiltach gewesen sein, die somit aus der dortigen konfessionellen
Situation zu erklären wären.

Zur konfessionspolitischen Situation in und um Schiltach

Das im äußersten Südwesten des Herzogtums Württemberg gelegene
Schiltach war mit diesem 1534 reformiert worden, worüber
jedoch wenig bekannt ist.29 Seine Grenzlage wurde durch
die mitten durch das Städtchen hindurchführende „Kinzigstraße
" verstärkt, die ein wichtiger Verkehrsweg im Südwesten


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2013/0054