Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 106
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Götz Bubenhofer

Und dazu, nämlich zu einer Taufe, kommt es auch bald. Obwohl
die Frenz dem Oferle jeden Umgang mit dem Toni verbietet
, trifft sie sich weiterhin mit ihm, ja, sie rebelliert, wenn auch
nicht offen, gegen ihre Mutter, denn Hansjakob schreibt: „Das
Oferle schwieg, aber in seinem Herzen antwortete eine Stimme:
„Schwätz, was du witt, Muatter, den Toni lass i nit" (S.252f.).
Und so kommt es, dass die Afra Mutter eines Zwillingspärchens
wird, Walburg und Gertrud geheißen. Und damit beginnt Afras
wirkliche Leidenszeit: „...da ging das Leid des Oferle erst recht
an. Die Mutter wurde erbarmungslos, als sie erfahren, dass ihr
Meidle, im Tannenholz einem Jäger stolz ihre Ehre gelassen
und Spott und Schand auf sich und die Ihrigen gehäuft hatte"
(S.257).

Zwanzig Jahre später, der Vater ist längst tot, das Oferle geht
den Fünfzigern zu, der Wildschütz Toni ist verheiratet und Familienvater
, ebenso die Schwester Mariev, leben die Frenz, die
Afra, die Walburg und die Gertrud einsam und ohne männlichen
Schutz in ihrer Waldhütte. „Die hilf- und rechtlosen
WibervöTker" werden von den Bauern schikaniert und mit
Spott und Verachtung bedacht. „Schweig still, du alte Vettel,
mit deinen zwei Bankerten", ruft z. B. einmal einer der Bauern
der Afra hinterher (S.262), was nicht ohne Folgen bleibt: „Daheim
in der Hütte keine Ruhe, draußen um der Geburt willen
verachtet und rechtlos den Gewalttaten roher Menschen preisgegeben
, das tat weh, und dieses Weh senkte sich mehr und
mehr in die Herzen der zwei Meidle. Die Afra war versteinert im
Leid seit vielen, vielen Jahren, doch sie trug es nicht so schwer,
was sie und die Meidle zu dulden hatten, wie ihre von Jugend
auf freudelosen Kinder" (S.263). Zuerst wird die Walburg „hintersinnig
", und trotz der Sympathiekuren beim Hättichsbur am
Billersberg wird sie weiterhin vom „bösen Geist der Schwermut
" (S.264) geplagt; sie verschwindet im Wald und muss
schließlich mit Zwang nach Illenau gebracht werden. Und
kurze Zeit später befällt auch ihre Schwester Gertrud der
„Dämon Geisteskrankheit" (S.265). Die Kultur nämlich ist in
Form des Baus einer Eisenbahnlinie im Kinzigtal angekommen,
und mit ihr italienische Gastarbeiter. Unter diesen sonst ebenso
fleißigen als braven Kindern des Südens gibt es aber auch, wie
Hansjakob schreibt, Strolche (S. 266), und zwei dieser Strolche
wollen der Gertrud, die im Immenhäusle die Bienen beobachtet
, Gewalt antun. Nur ihr mörderisches Schreien bewahrt sie
vor Schlimmerem, doch ist sie fortan „trübselig und still"
(S.268). Auch sie wird hintersinnig und schwermütig und
kommt dorthin, wo auch die Walburg gewesen, nämlich nach
Illenau, wo sie am 28. Februar 1894 eintrifft.


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