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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 108
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Götz Bubenhofer

haupteten sogar, er sei nur deshalb nach Illenau gegangen, um
Stoff für weitere Bücher zu sammeln. Und ganz so Unrecht
haben diese bösen Zungen auch gar nicht, denn neben dem
Illenau-Tagebuch „Aus kranken Tagen", dessen erste Auflage
1895 im Heidelberger Verlag Georg Weiß erschien, verdankt
auch die Erzählung „Afra", die zwei Jahre später, 1897, in dem
Sammelband „Waldleute" veröffentlicht wurde, ihre Entstehung
Hansjakobs Aufenthalt in Illenau. Unter dem Datum des
28. Februars 1894 vermerkte Hansjakob in seinem Illenau-Tagebuch
: „Als ich ziemlich weinerlicher Stimmung das Haus verlassen
wollte, traf ich am Thore zwei Bauersleute, welche ich an
der Tracht als oberste Kinzigthäler erkannte, und die mich alsbald
meine Stimmung vergessen machten. Es war der Bürgermeister
von Bergzell und ein altes, lediges ,Wibervolk' von
dort" (S. 189). („Das alte, ledige Wibervolk" war genau 60 Jahre
alt, dass sie ledig war, dürfte Hansjakob an ihrer Tracht erkannt
haben.) Und weiter heißt es dort: „Ich hatte meine Landsleute
zunächst gefragt: ,Woher kommt ihr zwei Kinzigthäler' und
mich dann als ,Landsmann' vorgestellt ... Als ich weiter fragte,
was sie nach Illenau geführt, da fing die alte Ledige, Juditha ist
ihr Name, in ihrem rein alemannisch-schwäbischen Dialekt zu
reden an und erzählte das Folgende: Sie wohnt mit ihrer Mutter
auf einem entlegenen Berghöfle, das der letzteren Eigentum ist,
und hat ledigerweise zwei Kinder geboren, Vita und Nothburga.
Die (d. h. ihre Mutter) war aber jedes Mal, so oft die Tochter sich
verfehlt hatte, der Art aufgebracht, daß sie diese, während sie
ihre Kinder unter dem Herzen trug, wochenlang in den Wald
jagte und nicht mehr in der Hütte duldete. Schwermüthig irrte
die verfolgte, schuldige Juditha in des Waldes düstern Gründen
und legte den Keim zur Schwermuth auch in ihre Kinder. Diese
wurden groß und stark, und Großmutter, Mutter und Kinder
bebauten das Hörle und weideten und pflegten ihr Vieh allein.
(...) Zuerst bricht die Schwermuth los bei Nothburga. Sie muß
in die Irrenanstalt gebracht werden. Kaum ist sie genesen und
daheim, so kommt die Kultur ins Land. Tief unten im Thale
bauen sie eine Eisenbahn. Eines Sonntags schleicht sich ein
italienischer Eisenbahnarbeiter in die Waldeinsamkeit, in der
die vier Wibervölker ihr schweres Leben leben. Die andere
Schwester, die Vita, ist im ,Immenbänkle' und schaut den Bienen
zu, wie sie aus- und einfliegen. Da macht sich der Kulturpionier
heran, schließt sich mit ihr ins Immenbänkle ein und
will ihr Gewalt anthun. Das Schreien des Mädchens und seine
starke Gegenwehr vertreiben den Kerl. Ihre Ehre ist gerettet,
aber sie selbst von Stund' an gemüthskrank. Und heute brachten
sie die Arme auch ins Irrenhaus. Die Mutter erzählt all' das


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