Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 111
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2013/0112
chen hatte ich vor, ins obere Kinzigtal zu fahren, um die in
meinen ,Kranken Tagen' erwähnten Leidensgenossinnen Noth-
burga und Vita und ihre Mutter, die Judith, zu besuchen. Heute
sollte es dazu kommen. Ich nahm Jörg (Schneeballenwirt von
Hofstetten, Georg Gisler), meinen Wirt, mit, der noch nie in
jener Gegend gewesen war. Wir bestiegen den Zug in Hasle um
acht Uhr (...) Die Judith und ihre Maidle wohnen in der Gemeinde
Schenkenzell. Hier stiegen wir aus (...) Der junge Pfarrherr
, dem ich mein Kommen geschrieben und der mich bei der
Judith angekündigt hatte, begleitete mich nach Tisch auf den
Berg. Der Sohn der Ochsenwirtin lenkte zwei feuerige Bauernpferde
steil gen Osten bergan. (In den Tagebuchblättern „Allerseelentage
" aus dem Jahre 1912 erinnert sich Hansjakob: „Der
Ochsenwirt von Schenkenzell und ich sind alte Bekannte. Er
hat mich, als er noch ein junger, lediger Mann war, in den
neunziger Jahren eines Tages hinaufgeführt zur ,Afra' in den
,Waldleuten' [S.348]. Leichter Regen rieselte durch die Fichtenwälder
herunter, an denen wir hinfuhren ...). Ich weiß keine
Augenblicke in meinem Leben, in denen das Gefühl der Freude
und das der Wehmut so sehr in meiner Seele sich vermengt und
in ihr gekämpft hätten, wie während der halben Stunde, da ich
bei der Judith auf der ,Holzebene' war. Ich habe vor, (und jetzt
verrät Hansjakob doch den wahren Grund für seinen Besuch)
die tragische Geschichte, welche da oben sich abspielte, in einer
eigenen Waldnovelle zu bearbeiten, und will für heute in diesen
Blättern nur wenig sagen." Und weiter schreibt er: „Mein
Herz schlug hoch auf, und ich hätte jauchzen mögen wie ein
Hirtenknabe beim Sonnenaufgang, als ich auf dem Fleck angekommen
war, den meine Freundinnen bewohnen (...) Und als
ich zu den Menschen kam, die in dieser wunderbaren Waldeinsamkeit
wohnen, als die alte Judith mich freudig sofort wiedererkannte
, mich ins Häuschen führte, als die Vita aus der fins-
tern Küche, die Nothburga aus dem Wald daherkam und die
Mutter ihrer Kinder Leiden mir wiedererzählte, da hab' ich mit
ihnen geweint - von Wehmut übermannt. Doch, ich darf nicht
zu viel erzählen, sonst verlier ich den Stoff für meine Novelle."
Und weiter heißt es: „Da sie gestern erfahren hatten, ich käme,
sie zu besuchen, meinten sie in ihrer Treuherzigkeit, mich auch
bewirten zu müssen. Eines der Mädchen hatte zwei Flaschen
Wein geholt im Dorf drunten, die Mutter Striwle gebacken und
einen Schinken abgesotten. Aber ich konnte trotz aller Zurede
nichts essen, mein Herz war zu voll von Freude und Wehmut,
und für meinen Magen hatte die Ochsenwirtin kurz zuvor königlich
gesorgt. Ich schied, nachdem ich ihr Leid wieder gehört
und sie getröstet hatte, unter Tränen von den gutherzigen,


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