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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 112
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Götz Bubenhofer

weltverlassenen, einsamen Menschen. Sie gaben mir unter
strömendem Regen das Geleit bis zu meinem Wagen, den ich
eine Viertelstunde von der Hütte hatte stehen lassen müssen"
(S.290ff.). Soweit also Hansjakobs Schilderung seines Besuchs
in den Tagebuchblättern „Im Paradies". Aus der Erzählung
„Afra" erfahren noch, dass er sich auch um das weitere Schicksal
von Afras Schwester Mariev und natürlich nach dem Schicksal
von Afras Geliebten und Vater der beiden Töchter, dem
Wilderer Toni, erkundigt hat. Er berichtet, dass die Schwester
ihren Romme (Roman) bekommen und neun Kinder großgezogen
habe, und dass der Wildschütz Toni ebenfalls geheiratet
habe, Vater von elf Kindern geworden und noch im Jahr 1896
gestorben sei. Und über Afras weiteres Schicksal berichtet Hansjakob
am Ende der von ihm noch selbst durchgesehenen und
erweiterten Volksausgabe aus dem Jahr 1910: „Am 22. November
1904 haben sie in Schenkenzell auch die Afra der Erde übergeben
. Aber noch im Tode verfolgte sie das Geschick. Der Mesner
von Schenkenzell ist zugleich Ratsschreiber. Während nun
die Afra zu Grab getragen wurde, hatte er auf dem Rathaus zu
tun, weil ein Brautpaar die Zivilehe eingehen wollte. So unterblieb
das übliche Läuten bei der Beerdigung, und ohne Sang
und Klang senkte man die Dulderin in die Erde" (S.281).

IV. Hansjakobs Quellen und seine Arbeitsweise

Judithas Erzählungen über ihr Leben, zusammen mit der Besichtigung
des Schauplatzes, nämlich des Fohrengrunds auf der
Holzebene in Bergzell - heute Gemeinde Schenkenzell - dienten
also Hansjakob als Hauptquelle für seine Erzählung „Afra".
Manfred Hildenbrand charakterisiert Hansjakobs Arbeitsweise
deshalb auch als „Interviewtechnik" und schreibt: „Indem
Hansjakob die einfachen Leute, Handwerker, Arbeiter, Taglöh-
ner, Bauern, Knechte, Mägde, Hirten, Landstreicher, aushorchte
und ausfragte ... trieb er schon etwas von dem, was man heute
,Alltagsgeschichte', ,Geschichte von unten' und ,Oral History'
nennt" (S.58). Ganz ähnlich beschreibt auch Hansjakob selbst
seine Arbeitsweise in der Erzählung „Bauernblut": „Des unbedeutendsten
Menschen Leben hat für mich etwas Anziehendes,
und wenn ich mit einem Taglöhner, mit einem Knecht oder
einer Magd auch nur zehn Minuten lang rede, so pflege ich
nach ihrer Heimath, ihren Eltern, nach der Zeit ihres Dienstes
zu fragen und höre der Beantwortung dieser Fragen mit einer
Aufmerksamkeit zu, als gälte es eine neue Entdeckung zu machen
auf dem unermesslichen Gebiete der Menschheit"
(S. 177f.). „Und wenn einmal einer nicht so recht mit der Spra-


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