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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 146
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Günther Mohr

die für die Einzelnen beherrschbar sind. Das gilt auch für das
Problem der staatlichen Einheit in Deutschland, das Sparre in
Beziehung mit der verlorenen konfessionellen Einheit sieht. Er,
der Protestant, äußert sich im Gespräch mit Obrecht, einem
katholischen Geistlichen, so:

„Sehen Sie, wenn wir demnächst den Weststaat bekommen, werden
die Deutschen die Aufspaltung in zwei getrennte Gebilde beklagen
- aber was sie verloren haben, das Reich, war nie eine
echte Einheit Nie, wir wissen gar nicht, was Einheit ist, seit der
Reformation nicht mehr. Wir sind ein verunglücktes Volk."

Und:

„Seit vierhundert Jahren ist die Spaltung unsere Lebensform, und
das läßt sich nicht mehr ändern. Die Protestanten haben eine
Überlieferung bekommen und hängen an ihr. Den Katholiken
geht es ebenso. Was bleibt als Ausweg? Der gute Wille und die
Duldung. "25

Weder die Besatzungsverhältnisse noch die sozialen, moralischen
oder politischen Veränderungen der Zeit überwältigen
Sparre. Als skeptischer Betrachter empfiehlt er Toleranz und
Klugheit. Geschichte ist für ihn ein Arsenal, aus dem der Betrachter
Mittel holt, um sich die Zeitprobleme auf Distanz zu
halten. Aber im Zentrum seines Blickes und damit der Perspektive
der Lesenden befindet sich doch etwas anderes als das Zeitgeschehen
.

Die Landschaft des Romans

Folgt man Flakes Autobiographie, so besuchte er 1950 Neusatz,
heute ein Teilort von Bühl.26 Möglicherweise als Reminiszenz
an diesen Besuch lässt Flake den Ich-Erzähler von Schloss
Ortenau aus einen nachmittäglichen Gang in das Neusatzer Tal
machen, in Begleitung weiterer Romanfiguren. Der einleitende
Erzählerbericht lautet:

„Ich hatte die Karte studiert; das Tal, das zwischen Bühl und
Achern in die Ebene mündete, führte zum Gebirgsstock hinauf,
den Hundseck und Bühler Höhe krönten. Die Gemeinde setzte
sich aus einer Reihe von Ortschaften, Zinken und Einzelhöfen
zusammen. Hat man die Ordnung im Kopf, so kann man sich
den Reizen hingeben. Man kann es auch umgekehrt halten und
die Eindrücke so lange wiederholen, bis die Ordnung von selbst
eintritt. Es gibt immer mindestens zwei Methoden, sich dem Lebenden
zu nähern."27


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