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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 159
(PDF, 86 MB)
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,Schloß Ortenau" von Otto Flake

159

gen Frau „einen Nudistenklub. Aus Mannheim und Karlsruhe
kamen zu den Wochenenden ältere Männer und blutjunge
Frauenzimmer, veranstalteten Nackttänze im Wald und wurden
von den aufgebrachten Bauern verprügelt. Der Lehrer verschwand
/'65 Diese Episode spielt für das Romangeschehen
keine Rolle. Aber möglicherweise spielte Flake mit ihr auf der
Ebene der „Nacktkultur" das Schicksal eines Bundes durch, der
in seinem Scheitern parallel ging zum „Kulturbund" der eigentlichen
Schlossgesellschaft und zu ihrer „Kulturutopie".

Zur Rezeption des Romans: eine Verdrängung?

Als der Roman 1955 veröffentlicht wurde, stellte ihn Rolf Gustav
Haebler im folgenden Jahr in der Zeitschrift „Die Ortenau"
vor, als „eine dichterische Gestaltung des mittelbadischen
Raumes"66. Um zu klären, was „diesen Roman zu einer umfassenden
Deutung des mittelbadischen Raumes"67 macht, gibt er
eine Reihe von Textauszügen wieder, in denen Flake den Erzähler
Sparre die Landschaft um das Schloss Ortenau aufscheinen
lässt. Auf eine Klärung des Stils dieser Textstellen oder
ihrer Funktion im Roman geht Haebler nicht ein. Das alles
macht Haebler durchaus im Bewusstsein, seine Darstellung des
Romans weitgehend auf einen einzelnen Aspekt - Landschaft
- zu reduzieren.68 Sein Ergebnis: Man könne zu Recht die Auffassung
vertreten, Flake, „bezogen auf die Literatur und die
Literaten der oberrheinischen Landschaft, (sei) eine Erscheinung
von einem so hohen Rang, daß ihm - in dieser Begrenzung
, wohlverstanden - keiner unmittelbar an die Seite gestellt
werden kann."69 Diese Bewertung soll hier nicht geprüft
werden.

Aber: Folgte Haebler, vielleicht auch ein großer Teil des Publikums
, mit dieser Reduzierung einer Falle, die im Roman angelegt
war? In ihm wird eine Kulturutopie entwickelt, die Fragen
nach Schuld und Verantwortung für die Zeit des Nationalsozialismus
verdrängte, vielleicht sogar Schuld und Verantwortung
kompensierte. „Selbstverständlich ist gelegentlich auch von der
Politik die Rede", stellt Haebler fest.70 In welcher Weise dies
geschieht, lässt er allerdings offen.

Also auch in der Rezeption ein Bruch mit der Politik und der
damaligen Zeitgeschichte, nun eine Verschiebung zugunsten
der Landschaft? Haebler, den die Nationalsozialisten verfolgt
hatten,71 kann sich aus den zeitgenössischen Vorstellungsstrukturen
nicht befreien. Das zeigt sich im Detail. Bei Flake kommt
Schwester Maria Domenika, die österreichische Nonne, ins
Schloss Ortenau, nachdem Hitler ihr Kloster geschlossen hatte.72


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