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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 160
(PDF, 86 MB)
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160 Günther Mohr

Bei Haebler liest sich das anders: Sie habe, „von den Russen aus
Österreich vertrieben, [...] auf Schloß Ortenau Zuflucht gefunden
[...]."73 Schuld trifft in dieser Rezeption Stalin, „die Russen",
nicht Hitler, geschweige all diejenigen, die ihm folgten.

Flake selbst, und das ist ihm anzurechnen, thematisierte
wenigstens kurz und beiläufig das Problem, als er Sparre den
beginnenden Wirtschaftsaufschwung im westlichen Deutschland
betrachten lässt, wenn er auch die Zeit des Nationalismus
mit der Chiffre „1945" eher verdeckte. „Man lebte geradezu in
einem Musterstaat; ich misstraute ihm, es ging zu schnell. Die
Deutschen taten, als liege 1945 hundert Jahre zurück, als sei
alles vergeben und vergessen. Aber da waren die Russen, und da
waren die Franzosen; irgend etwas stimmte in diesem Europa
nicht."74

Eine Amazone

Ganz ohne Ironie hat Flake eine Figur in seinen Roman eingeführt
, die aus dem Schloss und seiner Gesellschaft ausbricht,
dann aber wieder zeitweise zurückkehrt, schließlich in seiner
Umgebung lebt, aber auch immer wieder in die Welt zieht. Es
ist Alma, die Tochter des Generals von Löwenstein; sie war
Sparres Begleiterin, als Mr. White, der Amerikaner, in Sasbach-
walden das Schloss Ortenau suchte. Zu dieser Zeit, am Anfang
des Romangeschehens, war sie schwanger, hatte die Hilfe Sparres
gefunden, nachdem der Vater des Kindes, ein verheirateter
französischer Offizier und Richter, sie verlassen hatte.

Sie ist eine attraktive Frau. „Ihre brünette Schönheit und
ihr Temperament waren zu auffällig, alle Männer starrten sie
an." „Sie ist schön, temperamentvoll, jeder gesellschaftlichen
Stellung gewachsen [...]." Ihren Lebensunterhalt verdient sie
als Dolmetscherin und Übersetzerin: „Ich muß meinen Weg
allein gehen und gehe ihn auch."75 Während ihrer Schwangerschaft
lebt sie auf Vermittlung Sparres bei dem pensionierten
Gynäkologen in Sasbachwalden, der später zum Mitglied der
Schlossgesellschaft wird,76 gibt jedoch ihre Pläne nicht auf: Sie
will als Dolmetscherin an vielen Orten der Welt tätig sein,
vielleicht auch „Reporterin" werden, und kommentiert das
selbst: „Ein verlockender Beruf, gerade für eine Frau, die sich
anzuziehen weiß und Sprachen kennt. Sie dringt leichter als
ein Mann zu General Franco oder der Präsidentin von Argentinien
vor."77

Nach der Geburt ihres Kindes verliebt sich Karl Junkermann
in sie, der Sekretär bei Freiherr von Ortenau geworden ist und
Aussichten hat, sein Verwalter und Direktor des Weingutes zu


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