Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 171
(PDF, 86 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2013/0172
Der Schiltacher Schiffer Adolf Christoph Trautwein schreibt seinem Sohn Wilhelm (1871)

Edition14

Lieber Wilhelm.

WW

Schiltach 27. Juli 1871.

Wir empfiengen dein werthes, vom 15 ten dieses 16, worinn du
uns über die Arbeit Einstellung der dortigen Arbeiter und Gesellen
Mittheilung machtest, wodurch auch du eine Woche ar-
beitsloos geworden bist.

Das bestreben der Innternationnalen, nach größeren Löhnen
, und weniger Arbeitszeit, hat sich seit einigen Jahren sehr
fühlbar gemacht, und obschon sie auf der einen Seite mit ihren
theilweißen Forderungen gerecht da stehen, tragen doch wieder
einige Bedenklichkeiten bey sich, so daß mann sich wohl bedenken
möge, ehe mann sich mit seiner Zuneigung ganz dazu
hin gibt. Es ist Allerdings nicht zu verwerfen, wenn sich ein
Arbeiter 17 Alles gefallen läßt, um etwas für sich und seine Fa-
mile zu erwerben, und bey Aller Mühe und Sparsamkeit kaum
so viel verdienen soll, daß er sich und seine Fammile kaum das
Allernothwendigste beschaffen kann, wahrend er mit eigenen
Augen oft die Wahrnehmung machen muß, daß sein Arbeitgeber
mit seinem ihm sauer gewordenen Schweiß, in Saus und
Praus leben kann, wenn dann einem solchen Arbeiter der Gedanken
kommt, ist es auch recht, daß diese Menschen sollen
Alles, und wir nichts haben.

Allein es gibt eben dann doch auch viele Arbeiter bey den-
nen auch bey einer bedeutenden Lohnerhöung der Verdinst
nicht ausreichen, weil sie nicht sparsam damit umgehen, und
deßhalb können die Internationalen Prinzipien bey sparsamen
Menschen keine Simpathieen fünden.

[S. 2] Ich hoffe, daß du dich von den Umtrieben der Internationalen
ferne hällst, da ich der Ansicht bin, daß ihr Zweck nie zu
einem gedeihlichen Ziele führen kann, da die Reichen und Bemittelten
sich nicht so leicht zu einer Theilung werden verständigen.

Überhaupt ist meine Ansicht diese, daß wenn mann heute
die Verhälltniße Aller Menschen gleich stellen würde, und
mann in einigen Tagen die Sache untersuchte, würde man
schon nicht mehr Alles gleich antreffen. Meine Ansicht ist,
wenn es die Menschheit so weit bringen will, daß der eine soll
so viel haben als der Andere, daß sich dann auch jeder Mensch
bemühen muß, Alles was in seinen Kräften steht aufzubieten,
um seinem Nebenmenschen nützlich zu sein, er muß Allen Ei-


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau2013/0172