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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 178
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178

Martin Ruch

DEN BESCHAULICHEN
UND KECKEN CANTEKE.URY-GESCHICHTEN

©es stmgm nimm mmvm

NACHERZÄHLT VON

KURT OFFENBURG

IM SIBYI.[>:N-VERLA*Ji'niiESDEN

Abb. 3: Der englische
Boccaccio

representative of the German Newspaper frankfurter Zeitung'
in the Far East". Er war Fern-Ost-Korrespondent der bedeutenden
deutschen Zeitung gewesen, gewissermaßen also ein
„Schöll-Latour" der 1920er Jahre ...

Einige Bücher hat er in jener Frankfurter Zeit unter dem
Pseudonym „Offenburg" veröffentlicht, zum Beispiel eine Prosaversion
von Geoffrey Chaucers bekannten „Canterbury Tales"
mit dem Titel „Der englische Boccaccio" („nacherzählt von
Kurt Offenburg", 1924/25 erschienen im Sibyllen-Verlag, Dresden
). Im Nachwort schrieb Kurt Offenburg: „Bei Chaucer ist
jeder Mensch in seiner ganzen Rundung erfaßt; kein Sohn ist
nur Vaterhasser, kein Kaufmann nur Wucherer, kein Weib nur
Dirne, wie es heute archaisierende Mode ist." Die Presse jener
Jahre schrieb wohlwollend über das Buch: „Kurt Offenburg hat
aus dem überreichen Schatz der Geschichten eine Reihe ausgewählt
, die er vom Überfluß des Erzählten befreite. (...) So muß
uns diese Veröffentlichung in unserer humorlosen Zeit äußerst
willkommen sein." (Berliner Börsenzeitung). - „Das Buch wird
seinen Weg machen, eben weil es darauf verzichtet, auf niedere
Instinkte zu spekulieren." (8 Uhr Abendblatt Nürnberg). - „Kurt
Offenburg ist mit zarter Rücksicht sowohl auf das Original als
auch auf Mentalität und Geschmack des deutschen Lesepublikums
vorgegangen." (Wiener Extrablatt).

Das Deutsche Literaturarchiv Marbach besitzt im „Bestand
Armin Theophil Wegner" einen Brief3 von Kurt Offenburg an
Wegner4, datiert Frankfurt 14.11.1925. Den Briefkopf ziert ein
Holzschnitt im futuristischen Stil, eine Art Automatenmensch
hält drei Pferde und sechs Bauern eines Schachspiels am Zügel.
Der Brief spricht auch die beiden Bücher an, die Kurt Offenburg
gerade vorlegte, nämlich die erwähnte Chaucer-Ausgabe und
einen „sehr bösartigen Buchhändler- und Verleger-Roman",
womit er sein Buch „Elf/Zehn" (s.u.) meinte. Dass er in der SPD-
Zeitschrift „Lachen links" unter dem Pseudonym „Rastignac"
mitarbeitete, geht ebenfalls aus dem Brief hervor. Ansonsten ist
der lebendigen Brief-Schilderung noch zu entnehmen, dass bei
Kurt Offenburg damals Geldmangel herrschte:

„Lieber Herr Wegner, wenn Sie im Januar hierher kommen, erwarte
ich bestimmt, dass Sie sich bei mir sehen lassen. Als Sie das
letzte mal in einem kleinen Zirkel der Liga lasen, wusste ich wohl
um Ihr Hiersein, aber ich habe einen Horror, auch ,mit dabei zu
sein' - u. so versäumten wir unsere Begegnung. Schreiben Sie mir,
bitte, vorher einige Zeilen, damit ich weiss, wann Sie hier sind. -
Inzwischen bin ich aus der Redaktion der Rundfunkzeitschrift
ausgetreten, da die Herrschaften das Blatt auf ein Niveau drück-


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