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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 206
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206 Ralf Bernd Herden

Wie alte Fotos zeigen, war die neue Gattin Julie Goeringer
eine damals durchaus attraktive Persönlichkeit mit nicht unsympathischer
Ausstrahlung. Der Leidensweg, den sie noch vor
sich hatte - Verarmung, Erkrankung und letztendlich den Tod
in der Vergasungsanstalt Grafeneck - sollten ihr Erscheinungsbild
später wandeln. Sicher ist jedoch, dass Otto Goeringer sen.
von ihr den ersehnten Stammhalter erwartete.

„Da kam am Gründonnerstag ein Telegramm: - Heinz, der
Stammhalter, erfreute uns heute durch sein Erscheinen. Erwarten
Euch Pfingsten zur Taufe. Vater. - Hilde lachte und weinte
in einem Atem. ,Ein Brüderchen. Fritz, ich hab ein Brüderchen.
Wie mag es nur aussehen? Ob es schwarz ist wie die Mutter oder
blond wie der Papa? Natürlich ist es blond. Alle ersten Söhne
sind blond bei den Hartwigers.'"35 Otto Goeringer jun., der
Halbbruder aus II. Ehe des gemeinsamen Vaters Otto sen., war
übrigens blond, wie aus dem Eintrag in seinem Reisepass und
Kinderbildern eindeutig hervorgeht.36

Irma trat dann die Reise ins heimatliche Bad Rippoldsau an.
Sie war wohl sehr lange Eisenbahnfahrten gewöhnt. Woher sie
allerdings 1901 anreiste, konnte bisher noch nicht geklärt werden
.

„ Die Eisenbahnfahrt dauerte nur kurz. In der letzten halben
Stunde fuhren sie durch ein Tal, das begrenzt war von den Ausläufern
des heimischen Gebirges. Hilde hatte zwei Jahre lang
die dunklen Tannenwälder, auf denen der blaue Himmel wie
eine schwere Kuppel lag, nicht gesehen. Kein Bauernhaus mit
spitzem Giebel und breit nach den Seiten abfallendem Strohdach
, mit kleinen Schiebfenstern und dunklen Kuhställen, mit
Holz umzäunten, winzigen Gemüsegärten und üppigen Nelkenstöcken
, mit barfüßigen, gelbblonden Kindern und müden,
verwitterten Müttern - keines dieser in der Jugend aufgenommenen
und fürs Leben festgehaltenen Bilder hatte sie gesehen
zwei Jahre lang. Nun lag sie wieder vor ihren Augen, so lockend
und so vertraut, so nah ihrem Verständnis, so teuer ihrem Herzen
wie kein Stück der Erde selbst - die Heimat. An einer kleinen
Station stiegen sie aus."37

Es ist anzunehmen, dass man durch das Kinzigtal von Offenburg
her über Hausach am Bahnhof in Wolfach ankam. Die
Bahnlinie von Hausach nach Wolf ach war bereits 1878 erbaut
worden.

„Von hier fuhr man mit guten Pferden noch zwei Stunden bis
Großwerdau. Da stand auch schon der Kutscher, der alte, brave
Hans, und schaute sich suchend um. Hilde lief auf ihn zu und
schüttelte ihm die Hand. ..."38 Auch die Zeitangabe dürfte den


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