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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 232
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O Q O Irmgard Schwanke

scher Verarbeitung des Themas muss die Mutter aufgrund des
großen Andrangs tagelang am Himmelstor anstehen. Als sie
schließlich doch in den Himmel kommt und am Ende einer
langen Tafel Platz nehmen möchte, wird sie von den dort sitzenden
Soldaten abgewiesen. Petrus führt sie an die Spitze des
Tisches, wo Generäle und Fürsten sitzen, und sagt zu ihr:

Wer so wia du het Dorne g'ha

Ufsiner rauhe Erdefahrt,

Wer so het g'sorgt und g'schafft un g'spart,

Un so si Ma het pflegt und g'ehrt,

Un so de Kindli Guets het glehrt,

Dem g'hört trutz Fürscht und General

D;r fümemmscht Platz im Himmissaal.

Der deutsch-französische Krieg 1870/71 ist auch Thema in August
Ganthers Kindheitserinnerungen. Zahlreiche Oberkircher
Männer waren damals im Kriegseinsatz und fielen. Von Oberkirch
aus konnte man das Kriegsgeschehen jenseits des Rheins
sehen und hören, zudem mussten Soldaten einquartiert werden
. Die Jungen spielten auf den Straßen „Soldätles".23 Deutsche
Siege waren Anlass für Feierlichkeiten. So berichtete August
Ganther: „Später folgte der Fall von Paris, den wir im
Städtchen mit unbeschreiblichem Jubel feierten. Wir Schüler
wurden mit Kaffee und Kuchen bewirtet, jede Schulklasse in
einem anderen Wirtshause. Unsere Klasse feierte in der unteren
Linde. Mit einem Fackelzug endigte der denkwürdige Tag."24

Auch das Kriegsende wurde in Oberkirch gefeiert. Dabei nahmen
die Festlichkeiten ein spektakuläres Ende: In der darauffolgenden
Nacht wurde der Turm der katholischen Kirche durch
einen Brand zerstört. Die Kirche war gerade einmal knapp fünf
Jahre zuvor eingeweiht worden und bestand aus einem neuen
Langhaus und dem vom Vorgängergebäude übernommenen
alten Turm. Die Presse gab dem jungen Messmer die Schuld an
dem Unglück. Er habe nach Beendigung der Friedensfeiern mit
einer brennenden Zigarre die am Turm angebrachten Fahnen
eingeholt.25 In der Erinnerung August Ganthers hatten zwei
Kapläne den Brand ausgelöst: „Zwei Herren der hochwürdigen
Geistlichkeit, die Kapläne Steiert und Pfaff, hatten am Tage den
Kirchturm bestiegen und ihrer Siegesfreude durch zahlreiche
Pistolenschüsse Ausdruck verliehen. Dabei sollen die Eulennester
im Turm Feuer gefangen haben. Ob dem so war oder nicht,
gleichviel, in der Nacht brach im Turm Feuer aus und lichterloh
stand er in Flammen. Meine Schwester Marie und ich wurden


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