Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 252
(PDF, 86 MB)
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252 Stefan Woltersdorff

das letzte Mal sein. Außerdem entstand hier sein allererster
Roman Pom un papillon (Für einen Schmetterling), die Geschichte
eines Gelehrten, dessen Tochter und eines Abenteurers
, die zu dritt den Amazonas erkunden, um einen seltenen
Schmetterling zu finden. In Les mots gab er später zu, den Titel,
die Personen und die Handlung einer Erzählung „entlehnt" zu
haben, die kurz zuvor erschienen war. Aber gerade deshalb erschien
dem angehenden Schriftsteller das Ergebnis seiner Arbeit
„notwendigerweise wahr". In seinem Kriegstagebuch (Eintrag
vom 22.12.1939) erinnert er sich:

An einer Straßenecke sah ich einen großen, ockerfarbenen, sehr
hässlichen Bau, mit Schieferdach, Erker und Stufengiebel: das war
das Geschäft Biedermann (...). Ich erinnere mich vage an das silberne
Glänzen eines deutschen Regiments, das unter schrillen und
schneidenden Flötentönen unter unserem Fenster vorbeimarschierte
. Pfaffenhoffen gelten meine frühesten „literarischen" Erinnerungen
. Am Schreibtisch sitzend, das Fenster im Rücken,
schrieb ich an einem Abenteuerroman.

(Sartre: Carnets, S. 370/374, Ü: S.W.)

Im Haus auf der gegenüber liegenden Straßenseite befand sich
das Schreibwarengeschäft „Rosenfelder" (in Les Mots taucht es
als Lebensmittelgeschäft „Blumenfeld" auf). Dort kaufte Sartre
für einige Pfennige alles, was er für sein Romanprojekt benötigte
: Papier, Schreibfedern und viele Bonbons. Hierzu noch
einmal ein Auszug aus obigem Eintrag ins Tagebuch:

£5 hatte sich in mir eine merkwürdige Verbindung zwischen diesen
Bonbons und diesen Federn und Heften eingestellt, und ich aß
sie mit dem Gefühl, als kaute ich auf Papier. Für mein Herz
waren dies fleißige Bonbons, etwas langweilig, und gerade darum
noch anziehender, eben Arbeits-Bonbons.

(Sartre: Carnets, S. 371, Ü: S.W.)

Fassen wir zusammen: Die französisch-elsässische Bibliothek in
Meudon war Sartres wichtigster Leseort, die deutsch-elsässische
Gemeinde Pfaffenhofen (amtliche Schreibung damals mit nur
einem F) sein erster Schreibort. Lesen und Schreiben waren die
für ihn prägenden Erfahrungen dieser „Schweitzer"-Jahre, wie
er sie selbst nannte (seine Autobiographie Les mots ist in die
beiden Teile „Lire" und „Ecrire" aufgeteilt). Und beides stand
im Zeichen des Elsass.

Als im Sommer 1914 der Erste Weltkrieg ausbrach, waren
französische Besuche im Elsass erst einmal nicht mehr möglich.
Stattdessen verbrachte man den Sommer nun in Arcachon an


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