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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 260
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260 Stefan Woltersdorff

4. Der Angriff - Morsbronn-Ies-Bains Dezember 1939
bis Juni 1940

Morsbronn-Ies-Bains, der „Todes-Brunnen", ist ein Name, der
wohl so manchem Soldaten Gänsehaut verursachte, aber spätestens
seit dem 6. August 1870 gerechtfertigt erscheint: Während
der Schlacht im benachbarten Woerth hatten preußische Truppen
das Dorf besetzt. Beim französischen Gegenangriff wurden
bei Morsbronn in wenigen Minuten ca. 700 französische Kürassiere
niedergemetzelt. Einige von ihnen liegen auf dem Gemeindefriedhof
neben der Kirche begraben.

Auch als „Kärichschmier-Länder' ist die Gegend bekannt,
denn im benachbarten Pechelbronn wurde Erdöl gefördert.
1904 begann man auch in Morsbronn zu bohren und stieß
dabei auf eine 44 °C heiße Mineralquelle. Bald schon entwickelte
sich ein bescheidener Badebetrieb, durch den der Ort
erstmals Eingang in die Literatur fand: 1911 besuchte der
Schriftsteller Otto Flake (1880-1963) dieses „Bädchen im Land"
und lobte in einem Reise-Essay dessen volkstümlichen Charakter
(in Abgrenzung zum benachbarten, aber elitäreren Nieder-
bronn-les-Bains).

Bis vor kurzem stand noch der alte hölzerne Bade-Pavillon,
den Flake damals kennen gelernt hatte. Um ihn herum waren
in den zwanziger Jahren Hotels und ein Thermalbad (Etablissement
thermal) aus dem Boden geschossen, die das „Bädchen"
in einen echten Kurort verwandelten. Gerade diese Hoteldichte
jedoch machte den Ort für die Militärs interessant: Nach Kriegsausbruch
wurden im „Etablissement thermal" die Offiziere und
ein Soldatenradio einquartiert, die übrigen Einheiten wurden
auf die kleineren Hotels verteilt. Eines davon war das „Belle
Vue", heute ein Appartement-Haus (5 Rue de Haguenau). Von
Anfang Dezember 1939 bis Februar 1940 und, nach einem Zwischenaufenthalt
in Brumath, von Anfang Mai bis Mitte Juni
1940 bewohnte Sartre ein Einzelzimmer im ersten Stock dieses
Hotels: mit eigenem Bett, eigenem Schreibtisch und freiem
Blick auf das „Etablissement thermal", ein ungeahnter Luxus.
Über den ersten Aufenthalt gibt das Tagebuch Auskunft, die
Hefte über den zweiten sind verschollen. Die Atmosphäre, die
in dem Haus herrschte, wird so beschrieben (Eintrag vom
06.12.1939):

Alle Dienste sind hier untergebracht Die Soldaten und die Offiziere
schlafen im Hotel, der Colonel nimmt sein Frühstück in
einem der Speisezimmer ein - und dort essen die Offiziere auch zu
Mittag, an einem runden, mit einem Wachstuch bedeckten Tisch,


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