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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 265
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Jean-Paul Sartre und das Elsass O/C C

Pieme fragt:

„Haben Sie Zeitungen?"

Das Lächeln des Typs wird noch schärfer:

„Keine Zeitungen mehr."

Nach einem Moment fügt er hinzu:

„Es werden nie wieder Zeitungen aus Paris kommen/

(Sartre: Ecrits, S. 647, Ü: S.W.)

Die von Sartre beschriebene Kneipe gab es tatsächlich. Unter
deutscher Besatzung führte sie der Kneipenwirt Albert Cariccio-
pulo - der tatsächlich italienischer Abstammung war - unter
dem sehr deutschen Namen „Zur Walhalla" weiter. Noch nach
dem Krieg wurde sie von der einheimischen Bevölkerung spöttisch
„Vallallä" genannt. Möglich, dass nach Sartre hier auch
dessen deutscher Kollege Arno Schmidt (1914-1979) verkehrte,
der von Januar bis Oktober 1941 in Haguenau stationiert war.
Wäre er Sartre begegnet, hätte er sich mit ihm wohl gut verstanden
: Beide waren überzeugte Anti-Militaristen, beide erlebten
die Niederlage der eigenen Seite und die anschließende Kriegsgefangenschaft
. Noch während seines Kriegsdienstes begann
Schmidt mit der Arbeit an seinem Erzählband Leviathan (1949),
in dem er seine Kriegserlebnisse verarbeitete. Von Haguenau ist
darin allerdings nicht die Rede.

6. Das Lager - Baccarat Juni bis August 1940

Am 13. Juni 1940 erhielt Sartres Trupp den Befehl, sich am
nächsten Morgen in ein fünf Kilometer entferntes Dorf abzusetzen
. Sie mussten sich auf eigene Faust durchschlagen, der
geplante Truppentransport kam schon nicht mehr an. Am
gleichen Tag erfuhr Sartre vom Einmarsch deutscher Truppen
in Paris. Der zunehmend chaotische Rückzug führte Sartre in
der folgenden Woche erneut nach Lothringen. Von Petains
Bitte um Waffenstillstand (16.06.) wird er gehört haben, von
De Gaulles Aufruf zur Fortsetzung des Kriegs (18.06.) wohl
kaum. Am 21. Juni 1940 wurde er in dem Dorf Padoux gefangen
genommen. Es war sein 35. Geburtstag. Am Tag darauf trat
der Waffenstillstand in Kraft. Seinen Marsch ins Gefangenenlager
von Baccarat verarbeitet er in seinem Roman La mort dans
l'äme:

Moulü ergriff den Arm von Brunet und schüttelte ihn: „Da! Dal
Der graue Schornstein" „Na und?" „Das ist Baccarat" Er stellt
sich auf die Zehenspitzen, er formt mit seinen Händen ein
Sprachrohr um seinen Mund und schreit: „Baccarat! Jungs, lasst


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