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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 268
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268 Stefan Woltersdorff

ein, mit Fäusten, Gewehrkolben, schließlich fing es an sie zu
amüsieren, denn ein paar von unseren Leuten hetzten sie weiter
auf, schließlich sei dieser Hurensohn ja an allem schuld. Am
Ende sah er nicht mehr schön aus, das Gesicht war zu Brei zerschlagen
, ein Auge hing heraus, sie legten ihn auf eine Bahre und
schafften ihn weg, ich weiß nicht, wohin, aber sie schienen weiter
ihren Spaß mit ihm getrieben zu haben, denn wir hörten seine
Schreie noch bis 3 Uhr morgens.

(Sartre: Mort, S. 322; Ü: S.W.)

Sartre hat die Zeit der Gefangenschaft leidlich gut überstanden,
nicht zuletzt dank Simone de Beauvoir. Sie wusste nur allzu gut,
was er am meisten vermisste und schickte ihm daher - neben
Tabak und Schokolade - viele Bücher nach Baccarat: Gedichtbände
der „ Lothringer" Paul Verlaine und Paul Claudel sowie
das Schulbuch Les Temps modernes von Albert Malet. Der Titel
könnte Sartre zu der Zeitschrift gleichen Namens angeregt
haben, die er ab 1945 und bis zu seinem Tode herausgab. Doch
Sartre las nicht nur, er schrieb auch. Hinter dem Stacheldraht
von Baccarat vollendete er seinen Roman Vage de raison und
arbeitete weiter an seinem philosophischen Hauptwerk Vetre et
le neant.

Im August wurde Sartre in das Gefangenenlager „Stalag XII"
nach Trier verlegt, wo er wegen seiner Deutschkenntnisse zunächst
als Dolmetscher auf der Krankenstation eingesetzt
wurde. Später organisierte er Vortragsabende und Theateraufführungen
. Hier entstanden sein erstes Theaterstück Bariona ou
Le flls du tonnerre (uraufgeführt im Lager am Heiligabend 1940)
sowie diverse Sketche. Im März 1941 wurde er aufgrund eines
ärztlichen Attests entlassen. Seitdem hat er nie wieder eine Uniform
getragen.

7. Epilog - Das erinnerte Elsass nach 1940

Auch in den folgenden Jahrzehnten blieb für Sartre das Elsass in
vielfacher Weise präsent: literarisch, politisch und privat: Unmittelbar
nach seiner Rückkehr nach Paris veröffentlichte er
1942, also noch unter deutscher Besatzung, die Erzählung La
mort dans Väme, in der er anhand seines Aufenthalts in Hague-
nau seine Kriegserlebnisse im Elsass thematisiert. Im Jahr darauf
erschien die wohl wichtigste philosophische „Frucht" seines
Elsass-Aufenthaltes: die Abhandlung Vetre et le neant (1991
deutsch: Das Sein und das Nichts). 1945, unmittelbar nach der
Befreiung, folgte sein Roman Vage de raison. In den späten vier-


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