Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 519,m
Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 360
(PDF, 86 MB)
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360 KarlK°pp

Ruhe und Frieden" bedachten Bürgern. „Gut" war er sicher
nicht aus der Sicht der Partei um Schweickhart und der unter
den Verhältnissen Leidenden. Ihnen war zwar demonstriert
worden, daß man die Bürger nicht Meister seyn lassen solle, aber
eine nachhaltige Lösung der konfliktträchtigen Herrschaftsverhältnisse
war nicht in Sicht. Deshalb konnte man vernünftigerweise
auch kein wirkliches „Ende" der Auseinandersetzungen
erwarten.

Jene schwürigen, der Neuerung begierigen Lahrer hatten mit
ihren unerheblichen Einstreuungen sicher nicht bewusst nach den
Ideen einer „Aufklärung" gehandelt. Aber zumindest in einigen
konkreten Fällen hatten sie geholfen, die ungleiche Verteilung
der Lasten zu mildern, Ärmeren mehr Recht gegenüber Wohlhabenderen
zu verschaffen, die Beteiligung der Mehrheit an der
Gestaltung des Gemeinwesens zu erweitern. Sie hatten sich
selbständiges Denken und gemeinsames zielstrebiges Handeln
erlaubt. Trotz drohender Repressionen hatten sie selbstbewusst
ihre Anliegen öffentlich und vor der Obrigkeit vorgetragen.
Und sie hatten eine Solidarisierung zumindest eines Teils der
Bürgerschaft erreicht. Wir dürfen ihnen also durchaus sozialpolitisches
Wirken im heutigen Sinne zusprechen.

Aus der konkreten Not des Alltags heraus dachten und handelten
sie mit ihren „unerheblichen Einstreuungen" gar nicht
„unerheblich" im Sinne einer Aufklärung, „gerichtet auf die
Befreiung von Traditionen, Institutionen, Konventionen und
Normen, die nicht vernunftmäßig begründet werden können,
um die Gesamtsituation des Menschen im Sinne des Fortschritts
zu verändern", innerhalb der „gesamteuropäischen, alle
Lebensbereiche beeinflussenden Bewegung des 17./18. Jahrhunderts
"8. Fast zweieinhalb Jahrhunderte sollten noch vergehen,
bis sich die politischen Ideen der Aufklärung gegen Restauration
und Reaktion in der Staatsverfassung Deutschlands und
damit auch für die Lahrer ganz durchsetzen konnten.

Und der Blumenwirt J. J. Schweickhart?

Die eingangs gestellten Fragen nach Schweickharts Charakter,
nach seinen Absichten und den Zielen seines Handelns können
wir nicht eindeutig beantworten. Als Fürsprecher eines Teils der
von den damaligen Herrschaftsverhältnissen und durch die katastrophalen
Ereignisse am meisten Benachteiligten konnte er
immerhin einige Verbesserungen auf mehr Bürgerbeteiligung
und sozialen Ausgleich hin durchsetzen. Seinem persönlichem
Fortkommen und dem seiner Familie scheint sein Agieren keine
dauerhaften Nachteile gebracht zu haben. Er hatte in zweiter


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