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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 438
(PDF, 86 MB)
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438 Hermann Löffler

Auch die Verwaltungsräume und die Lehrerwohnungen wurden
mit Holz beheizt.

Für die Heizung war der „Bott" (Gemeindebote) zuständig,
der morgens um 6 Uhr die Öfen im Rathaus in Betrieb gesetzt
hat. Das Holz dazu, ich schätze 20 Ster, wurde im Frühjahr mit
Fahrzeugen angefahren, hinter dem Rathaus gesägt und vom
Bott oder von Taglöhnern gespalten. Dann mussten die Schüler
auf den Rathaustreppen eine Menschenkette bilden, bei der
immer zwei Holzscheite dem nächsten Schüler weitergegeben
wurden, bis das Holz auf dem Speicher ankam. Beim Aufheben
von zwei hinuntergefallenen Hölzern stürzte 1946 der Zweit-
klässler Franz Vetter aus der Rittistraße 11 die Treppe hinunter
und verletzte sich so schwer, dass ihm, trotz mehrmaligem
Krankenhausaufenthalt, der rechte Fuß unterhalb des Knies
abgenommen werden musste. Möglicherweise haben die Schüler
auch „gezibbelt" (soviel wie: „Unsinn gemacht"; Hohberger
Mundart).

In der „Verwiegstelle" war die Gemeindewaage, heute sind
dort die Räume der Ortsverwaltung. Auf dieser wurde im Winter
der auf den Tabakschöpfen getrocknete Tabak gewogen
und an die Tabakindustrie verkauft. Vorher wurde er, meistens
in den Küchen der Tabakbauern, weil es dort warm war, zu
Bündeln zusammengebunden. Auch die Landwirte und Metzger
haben ihre Schweine und Rinder hier gewogen, bevor sie
verkauft und geschlachtet wurden. Für den Wiegemeister war,
dort wo heute die Post ist, etwas erhöht ein kleiner Raum, in
dem die Wiegeeinrichtung untergebracht war. Für das Kleinvieh
war auf der Waage extra ein kleines Gatter eingebaut, in
dem es während des Wiegens eingesperrt werden konnte.
Wenn Großvieh gewogen wurde, z.B. auch Stiere, denen man
die Augen zugebunden hatte, waren immer mehrere Männer
erforderlich, um die Tiere über eine kleine Rampe auf die
Waage zu bugsieren, was natürlich mit großem Gebrüll und
Geschrei verbunden war.

Im ersten Obergeschoss, gegenüber dem Bürgersaal, war die
Lehrerwohnung und im Dachgeschoss waren zwei Räume, in
denen z.B. während und nach dem Krieg die Lebensmittelkarten
und Bezugscheine ausgegeben wurden. Die Anbauten an
der Dachgaube auf der Südseite und die Dachgauben auf der
Ost- und Nordseite des Daches wurden erst nach dem 2. Weltkrieg
gebaut. Damit wurde Wohnraum geschaffen für die vielen
Flüchtlinge, die auch in Niederschopfheim aufgenommen werden
mussten.12

Im Keller waren zwei Arrestzellen eingerichtet, die nicht nur
kalt, sondern auch sehr feucht waren. Vor dem Rathausneubau


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