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Die Ortenau: Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden
93. Jahresband.2013
Seite: 487
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Zwei Geißen und mehr.

Auch Tiere gehören zu Tribergs Geschichte.

Karl Volk

Nicht dass zwei Geißen die Geschicke der „Stadt und Herrschaft
Tryberg" beeinflusst, gar verändert hätten, so wie der
Sage nach einst Gänse durch ihr Geschnatter die Geschicke der
Stadt Rom. Die Rolle der Geißen war viel bescheidener: einige
Tage Aufregung in einem Bürgerhaus, Anrufung des Gerichts,
ein Gutachten des Scharfrichters und Kleemeisters (Abdeckers),
die Entscheidung des Gerichts - und die Sache war ausgestanden
. Hat das Ganze außer ein bisschen Unterhaltungswert für
die Nachwelt noch Bedeutung? Trifft die Feststellung eines
namhaften Historikers, Paul Kirn, wonach „alle Texte, Gegenstände
oder Tatsachen, aus denen Kenntnis der Vergangenheit
gewonnen werden kann", Geschichtsquellen sind, auch in
diesem Fall zu?

Hier kurz das Ereignis im Januar und Februar 1745 in Tri-
berg: Bei Schuhmacher Sebastian Schmidt wohnte als „Gehausin
" (Hausgenossin, wohl Mieterin) Anna Maria Hummle-
rin. Beide besaßen sie je eine Geiß, und zwar im gleichen Stall.
Das Tier der „Gehausin" machte sich eines Nachts von seinem
Strick los und stieß sein Nachbartier so heftig, dass dieses drei
Wochen später starb, so meinte es jedenfalls der Schuhmacher
und verlangte Schadenersatz. Aber so schnell war es mit der
„Gehausin" nicht abzumachen. Die Geiß war, wie jene behauptete
, mit starkem Strick angebunden, Geräusche konnte
sie in jener Nacht nicht hören, weil sie zwei Stockwerke darüber
schlief. Um die Obrigkeit nicht mit diesem Fall zu belästigen
, bot sie für den Verlust einen Gulden 30 Kreuzer an. Nicht
genug, war die Meinung des Schuhmachers und ließ das Gericht
in Triberg entscheiden. Dazu brauchte dieses das Gutachten
des Scharfrichters Johann Michael Sigmayer, zu dessen
Aufgaben auch die Beseitigung der Tierkadaver gehörte. Der
hatte das Tier „außgezogen und verleget" (enthäutet und zerlegt
), dabei hatte er „am forderen Theil... zwischen Haut und
Flaisch eine schwarze Maß" mit Blut, „ohn gefähr eine Handt
groß" festgestellt. Ob dieser Befund letztlich auf den Stoß der
anderen Geiß zurückzuführen war, wagte er nicht zu behaupten
. Es hätte, meinte er, auch vom „Ligen herkommen" kön-


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